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Friedrich von Weech
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berechtigt; unberechtigt vor allem, weil sie Nebensächliches
betrafen, die Hauptsache aber übersahen. Diese aber war,
dass Weech mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten, in seiner
Stellung und bei seinem unmittelbaren Sitz an den Quellen der
badischen Geschichte diese nicht in dem entsprechend gleichen
Rahmen bearbeitet hat, wie beispielsweise von Wenck die
hessische, von Staelin die württembergische, von Riezler die bayerische
Landesgeschichte behandelt worden ist. Dem gegenüber
mussten und müssen die ihm gemachten Vorwürfe ebenso wie die
bei dieser und andern Gelegenheiten auf ihn angewandte hämische
Bezeichnung „Hofhistoriograph" als kleinlich und hinfällig
bezeichnet werden. Desto besser hat es Weech dann
einige Jahre nachher mit seinem „Karlsruhe"1 getroffen, einer
Stadtgeschichte, die den Wünschen des auftraggebenden Stadtrats
ebenso vollkommen entsprach wie allen fachmännischen
Anforderungen der Gegenwart. Mehr als in einem andern
seiner Bücher treten in seiner Geschichte der Stadt Karlsruhe
seine glänzenden Geistes- und Historikereigenschaften
hervor, erweitert und vertieft durch die Liebe zu seiner
zweiten Heimatstadt, deren mächtig aufblühende Gegenwart
ihn mit Stolz erfüllte und auch zu vielseitiger Betätigung im
Bürgerleben angespornt hat.
Die eben berührten Anfeindungen Weechs galten indes
zumeist mehr seiner amtlichen und gesellschaftlichen Stellung,
die er als Mann von scharf ausgeprägtem Karakter stets
strengstens zu wahren suchte, als seinen Verdiensten um die
Pflege und Förderung der historischen Wissenschaft. Denn
in ganz Deutschland und darüber hinaus ist die durch ihn
und unter seiner Leitung erfolgte systematische Ordnung und
Verzeichnung der reichhaltigen Bestände des Karlsruher General-
Landesarchivs als mustergültig anerkannt, wird die vornehmlich
durch ihn ermöglichte Erschließung und Ausbeutung dieser
und der wertvollen handschriftlichen Schätze des Archivs jedermann
gegenüber mit Recht als die weitestgehende gepriesen.
1 Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung. 3 Bde. Karlsruhe,
Macklot, 1895—1904. XV, 531; XII, 463; XV, 925 S. mit über 100 Abbildungen
, Plänen und Karten. 8 °. Eine 2. Auflage war bereits vorbereitet.
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