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Friedrich von Weech
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lehrten Dinge, noch weniger aber für die Würdigung de»
hervorragenden Menschen überhaupt. Dazu benötigte es eines
Materials ganz anderer Art als des hier benutzten, eigener Mitteilungen
vor allem und Bekenntnisse, Briefe, Tagebücher und
dergleichen, ohne welche sein Entwicklungsgang, sein Leben und
Lernen so wenig erkannt zu werden vermag wie sein Lehren und
Handeln, sein Wirken und seine Werke. Wer je im Leben ihm
näher getreten war, der weiss, dass mit diesen Worten eher
zu wenig als zu viel gesagt ist. Und wer je in den letzeu
drei Jahrzehnten einmal mit badischer Geschichte sich beschäftigt
hat, der ermisst ohne weiteres die Lücke, die sein Hinscheiden
in erster Reihe in die badische Geschichtsforschung gerissen
hat. Denn er war kein kleiner und kleinlicher Historiker, sondern
durchaus ein großzügiger und aufrechter Mann, der gerade
jene Grundsätze sich zur Richtschnur genommen hatte, die
Anselm Feuerbach vom Historiker wie vom Richter fordert:
„jene Rechtlichkeit der Gesinnung, welche unbefangen als Recht
ausspricht, was sie als das Rechte erkennt, und jene Stärke
des Willens, welche mit festem, keinem Einfluss weichenden,
durch keine Gewalt zu beugenden Arm die Wage der Gerechtigkeit
stets in sicherem Gleichgewicht hält".
So wird sein Andenken als ein lebendiges Zeugnis der
veredelnden Macht der Geschichte unter uns gesegnet und
gesichert sein und fortleben, solange es eine badische, eine
deutsche Geschichtsforschung gibt. Das darf heute schon ausgesprochen
werden in schmerzlicher Vergegenwärtigimg seines
Hingangs und des damit verknüpften Verlusts, im übrigen es
einer spätem Zeit überlassen bleiben, seine Stellung in der
deutschen Geschichtsforschung, insonders seinen Einfluss auf
die geschichtlichen Studien in Baden scharf umgrenzend und
endgiltig zu bestimmen.
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