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Walter
Generalkapitel hielt er vor den versammelten Vätern frei eine
lateinische Predigt. Im Jahre 1511 verließ er mit seinem
Lieblingsschüler, dem nachmaligen Kosmographen Sebastian
Münster aus Jngelheim, Rufach und siedelte nach Pforzheim
über, wo er zum Guardian erwählt worden war. Doch schon
1517 kehrte er wieder und wirkte abermals diesmal als Guardian
zwei Jahre in dem Kloster1.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gerieten die Klosterbrüder
in Streit mit der Geistlichkeit der Stadtkirche, die ihnen
das Beichthören der Pfarrkinder streitig machte. Das Streitobjekt
war kein neues. Schon 1237 erteilte Gregor IX. den
Minoriten ausdrücklich die Erlaubnis, nicht nur zu predigen,
sondern auch Beicht zu hören, ein Beweis, dass damals schon
versucht worden war, ihnen das Recht abzusprechen. In der
1300 erlassenen Konstitution Super cathedram schränkte
Bonifaz VIII. die Freiheit wieder ein: Das Predigen sollte nur
außer der Zeit des Pfarrgottesdienstes und das Beichthören nur
mit besonderer Genehmigung des Bezirksobern gestattet sein.
Sein Nachfolger Benedikt XI. hob aber die Konstitution wieder
auf usf., kurz, der Streit war fast so alt wie der Orden selbst.
Dem Rufacher Kloster gab der Bischof von Basel durch Urkunde
vom 4. Mai 1431 die Erlaubnis, dass die Brüder in
dicto opido Rufach et dioceses nostra Basiiienses ver-
bum Dei predicare et elemosinam petere voleant, libere
vestris in ecclesiis; item quod possint audire confes-
siones quorumcumque eis confiteri voluerunt, eis
penitentiam salutarem iniungere et in foro penitentie
obsolvere . . .2. Dass der Unfriede Ende des Jahrhunderts
von neuem ausbrach, lag an den in der Rufacher Kirche damals
obwaltenden Verhältnissen.
Das Rektorat der Pfarrkirche lag ursprünglich in den Händen
der Klosterfrauen zu Eschau; als aber dort die Klosterzucht
in Verfall geriet, kam die Würde und die damit verbundenen
Einkünfte an den damaligen Kirchherrn Wernher Luff. Luff
residierte in Rufach, trotzdem er seinen Plebanus unterhielt3.
1 Vgl. hierzu: Theod. Vulpinus, Die Hauschronik Konrad Pelli-
kans von Rufach. Straßburg 1892. — Pellikanus trat später zum Protestantismus
über und starb 1556 als Lehrer des Hebräischen in Zürich.
2 Bezirksarchiv Unterelsass G. 1695, 12.
3 So 1484 einen Joh. Haffner.
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