Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 31
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Das Minoritenkloster in Rufach

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führten nach und nach allenthalben eine Entvölkerung der
Klöster herbei. Das Kolmarer Minoritenkloster war schon 1541
an der Pest ausgestorben. Das Rufacher konnte sich dank der
Beihilfe der Stadt länger halten; aber auch seine Stunde
schlug bald.

Auf dem am 7. Mai 1563 zu Söllingen bei Ulm abgehaltenen
Provinzialkapitel wurde beschlossen, das Rufacher
Kloster, das nur noch von einem Vater Ambrosius und einem
kranken Bruder Jacob bewohnt war, aufzugeben. Der Kranke
sollte samt den noch vorhandenen Vorräten an Wein und Korn
in das Kloster nach Kaysersberg übergeführt werden. Die Ge-
bäulichkeiten selbst wollte man dem Schutze des Bischofs von
Straßburg übergeben.

Der Bischof benachrichtigte dementsprechend seinen Amtsschaffner
in Rufach, der indes im Kloster auf Widerstand stieß.
Die beiden Brüder erklärten, keinen Bescheid von ihren Obern
zu haben und wollten deshalb auf keinen Fall die Räume verlassen
. Der bischöfliche Beamte aber kehrte sich nicht daran:
Das gesamte Mobiliar wurde inventarisiert, und die Brüder eingeschlossen
. Zur Verrichtung des Gottesdienstes blieb ihnen
nur ein Messgewand und ein Kelch. Erst auf ihre Beschwerde
hin hob der Bischof die Absperrungsmaßregel auf, behielt aber
sämtliche Kostbarkeiten unter Verschluss.

Bald darauf scheinen die Insassen doch weggegangen zu
sein; denn am Pauli-Bekehrungstage 1564 (25. Januar) bemühte
sich die Gemahlin des Vogts Morand von Andlau
darum, den Klostergarten zu erlangen dweil vil guter
kreüter, so zu brennen tauglich darin wüchsen; die wollte
sie den armen lüten zum trost brennen lassen1.

Es fiel dem Orden doch schwer, das alte Patrimonium so
aufzugeben; noch einmal wurde nach Brüdern Umschau gehalten,
und bereits an Johannes Enthauptung konnten die Guardiane
der Klöster zu Zabern und Freiburg dem Bischof die Mitteilung
zukommen lassen, dass ein gewisser Bartholomäus Hertel als
Guardian mit einigen Brüdern zur Wiederbevölkerung des Klosters
nach Rufach entsandt worden sei.

r

Aber den neuen Siedlern des Herrn erging es keineswegs

1 Das Verbrennen wohlriechender Kräuter geschah besonders in
Pestzeiten zum Desinfizieren der Wohnungen.


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