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Walter
Noch im Spätjahr 1791 mussten alle das mit Beschlag gelegte
Kloster verlassen; die Kirche wurde zur Verfügung des
geschworenen Stadtpfarrers Dietrich gestellt, der am 28. Dezember
den konstitutionellen Gottesdienst darin eröffnete. —
Das Minoritenkloster zu St. Katharina hatte damit zu bestehen
aufgehört; aber noch jahrzehntelang vernahmen die Anwohner
zur mitternächtigen Stunde den Ge'istergesang der vertriebenen
Mönche, die ihr Heiligtum nicht lassen konnten.
Im Mai 1792 wurden die öden Räume in eine Kaserne
umgewandelt, in der zunächst sechs Kompagnien der volon-
taires nationaux du departement de l'Ain und später
vier Kompagnien vom 7. bataillon du Jura untergebracht
wurden. Nach dem Abzug derselben wurde ein Lazarett hinein
verlegt, das bis 1794 bestand. Durch Beschluss der Verwaltung
des Oberrheins vom 12. Juli 1794 (No. 17 330) wurde
die Übersiedelung des maison d'arret von Ensisheim nach
Rufach in Aussicht genommen. Das Kloster wurde zu diesem
Zwecke umgebaut und eine Summe von 6952 &" 17 s. 9 d dabei
verwendet. Die Überführung der Gefangenen aus dem sogenannten
depöt vollzog sich am 4. und 5. September1.
Am 4. März 1795 besuchte Zaigelius, der commissaire
ordinateur de la Division du Haut Rhin, Rufach und war
erstaunt, das von ihm eingerichtete Lazarett nicht mehr vorzufinden2
. Er wandte sich sofort an die Verwaltung mit dem
Gesuche, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen, was
auch bald nachher geschah. Die Gefangenen wurden in das
Schloss der von Rosen nach Bollweiler weitergeführt und die
Eisengitter losgebrochen und versteigert. Viel Geld war nutzlos
verschwendet worden.
Seither sind die Klosterräume fast vollständig verschwunden,
nachdem sie die mannigfaltigsten Schicksale erlitten hatten. Als
der Revolutionssturm ausgetobt hatte, standen sie bald leer,
bald als Wohnhäuser vermietet in Privatbesitz. In den dreißiger
und vierziger Jahren lösten sich eine Wirtschaft und ein von
einer Schwester Genereuse geleitetes Mädchenpensionat darin
1 Bezirksarchiv Oberelsass. S. H.
2 Ebd. — J'ai remarquö ä mon passage ä Rouffach que
l'höpital que j'avais ötabli dans cette commune pour recevoir
les evacuations etait aboli et remplac£ par les detenus qui
6taient ä Ensisheim . . .
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