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Walter
Anfange des 13. Jahrhunderts erstanden, wurde aber infolge
mehrfach erlittener Schädigungen 1487 in die Stadt in die
Nähe der Barfüßer verlegt, die dem Orden das südliche Seitenschiff
ihrer geräumigen Kirche zum Gottesdienste zur Verfügung
stellten, und darin auch wöchentlich zwei Zeitmessen für die
Anliegen des Ordens und vierteljährlich eine Seelenmesse für
die verstorbenen Brüder abhielten. Dort wurden deshalb die
verstorbenen Komture beigesetzt; und so bewundern wir heute
noch die meisterlichen Denkmäler von Sigmund von Rott, Verwalter
des Hauses Suntenheim und Rufach, j- 1524, von Sigmund
von Eptingen, -J* 1550, von Balthasar von Andlau,.
j- 6. April 1576, von Hans Jakob Ruch von Weynadtenr
f 18. Dezember 1587, von Wolf Wilhelm von Weittingen, -J- 5. Juli
1609, von Georg Wilhelm Thum von Neuenburg, -J- 3. April
1662 und von Johann Caspar von Pfirt, f 22. Januar 1716,
Dank der Zuvorkommenheit der Stadtverwaltung konnten
die meisten der erwähnten Grabmäler, die zum Teil einem
sicheren Untergang entgegengingen, im Laufe des verflossenen
Jahrs dem feuchten Grunde enthoben und an die Seitenmauern
verlegt werden, wo sie einstweilen vor weiterer Zerstörung-
sicher sind. Leider ist nicht dasselbe vom Gesamtbau selbst
zu behaupten.
Seit der schon erwähnten Ausbesserung von 1840 ist
wenig mehr zur Erhaltung des Gebäudes geschehen, und so
weist das ganze Anwesen nur zu deutlich auf einen allgemeinen
nicht allzufernen Verfall hin. Durch das zerrüttete Dachwerk
und die gebrochenen Fenster pfeift der Wind mit seinem verderblichen
Gefolge von Regen und Schnee, so dass Gebälk und
Decken mit Niedergang drohen und Sperlinge und Eulen als
die einzigen ständigen Gäste die verödeten Räume durchflattern
und beleben. Noch ertönt von Zeit zu Zeit die einsame Glocke
vom Türmchen; aber ihr Ruf ist nur dem ermüdeten Feldarbeiter
, den es an Mittagsmahl und Vesperbrot gemahnt, ein
willkommener Klang1. Dreimal jährlich öffnen sich freilich immer
noch die weiten Pforten dem frommen Waller zum Gebeter
am St. Markustage und an einem Tage der Bittwoche, um Gottes
Segen auf die Feldfrüchte herabzufiehen, und am Festtage der
1 Gang heim, trink eins, deutet der Volksinund in nachahmender
Weise das Geläute.
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