Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 87
(PDF, 69 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1906/0105
Die Münsterkirche St. Maria zu Mittelzell - 87

auch in Wirklichkeit in einem gesonderten, mithin im Westen
zu suchenden Chor, welcher die für das Messelesen erforderliche
Ausdehnung besass1.

Und doch hat die scheinbar feste Kette der Schlussfolgerungen
einen Sprung. Der Westchor mit seiner Apsis
war ja bereits vor der Erwerbung der Valens-Markusreliquien
830 vorhanden, also zu einer Zeit, wo.die Übereignung des
Münsters in den Schutz der heiligen - Jungfrau allein die Anlage
eines Doppelchors überflüssig machte. Das angesehene
Kloster mit seinen weitreichenden und hochstehenden Verbindungen
war wol der baldigen Erwerbung eines bedeutenden
Reliquienschatzes sicher. So baute Hatto I. 816 den westlichen
Chor schon mit vorsorglichem, seiner Sache sicheren
Ausblick in die Zukunft.

Vielleicht lag die Sachlage auch so, dass die Apostelfürsten
Petrus und Paulus bereits zu den ursprünglichen Schutzpatronen
der Kirche gehörten2; der Mangel an Reliquien derselben
gestattete dann bei der Erwerbung der Gebeine des
hl. Markus die anderweitige Ausnutzung des ihnen ursprünglich
zugewiesenen Westchors.

Der berühmte Geschichtschreiber des Klosters zu Reichenau
, der lahme Graf Hermann von Veringen, folgte also
nur der von alters her gebräuchlichen Bezeichnung, als er
den am 24. April 1048 im Beisein Kaiser Heinrichs III. vom
Bischof Theodorich von Konstanz geweihten Neubau Abt
Bernos des westlichen Querhauses nebst dem die Westapsis
umschließenden Turmbau, mit dem Namen „basilica S. Marci"
bezeichnete3. An ein zweites spurlos bis auf die Erinnerung
seines Standorts verschwundenes Gotteshaus4 kann bei der
Gepflogenheit der kirchlichen Großen zur Benutzung der

1 Mir. S. Marci, Mone I 64, cap. 8, „dum in nataliciis eius missae
nondum pleniter agerentur in choro".

2 S. unten S. 88 Anm. 1 und S. 90 Anm. 2.

3 Herim. Aug. Chr. ad a. 1048, Mon. Germ. V 128, „Kai. magias
novam sancti Marci euangelistae patroni notri basilicam a domno Bern
abbate constructam . . . dedicari fecit"-

4 Bruschius, Chronicon Monast. Germ. S, 41,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1906/0105