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von Sommerfeld
eigenen Bauten als Beerdigungsstätte wegen des in dem genannten
Westbau befindlichen Grrabs des Abts Berno nicht
gedacht werden. Auch erscheint der sonst wol seiner Stellung
als Mitpatron des Hauptmünsters enthobene hl. Markus noch
fernerhin unter dessen Titelheiligen: „unserer lieben Froven
und S. Marci Münster" K Im späteren Mittelalter ist schließlich
die Reihenfolge der an ihrem ursprünglichen Aufstellungsorte
belassenen Altäre folgende:
1. Summum altare;
2. In cancellis altare S. Michaelis;
3. Sub cancellis ex latere uno altare S. trinitatis;
4. Sub cancellis ex latere alio altare S. Iohannis evan-
gelistae;
5. In choro s. Marci, altare s. Marci2.
Hieraus folgt die Aufstellung des Altars des hl. Markus
in einem besonderen, und zwar bei der Aufzählung der Altäre
von Osten nach Westen in letzterer Himmelsrichtung gelegenen
und nach seinem Namen benannten Chor. Der Westbau
Bernos ist von späteren Abänderungen verschont geblieben
. War somit seine Choranlage dem hl. Markus geweiht,
so wird der entsprechende Rückschluss auf die Westapsiden
der älteren Kirchengebäude unanfechtbar sein.
Die erst durch Witigowo, 984 bis 997, erfolgte Errichtung
eines gemeinschaftlichen Altars für das heilige Kreuz und
St. Markus3 im südlichen Seitenschiff auf der St. Johannes-
1 Gallus Oheim, „Chronik von Reichenau", herausgegeben von
Barack in den Publikationen des Stuttgarter literarischen Vereins S. 158;
Schönhuth S. 267; unbekannter Annalist des 16. Jahrhunderts, Mone
I 240, d. d. 1477, „Patroni eiusdem ecclesiae . . . beatissima virgo Maria,
compatroni apostoli Petrus et Paulus, s. Marcus evangelista".
2 Die nicht in Betracht kommenden Altäre in den Seitenschiffen
sind fortgelassen. Gallus Oheim und der unbekannte Annalist des
saeculum XVI, Mone I S. 231 und 240; Schönhuth S. 177.
3 Purchardi Carmen de gestis Witigowonis abbatis, Mon. Germ.
IV S. 631 Vers 455 und 456:
„Hinc iterum Marco gaudens altare beato
Et simul in sanctae Crucis unum fecit honore."
Neuwirth S. 69 und 70; Adler S. 538 und Anm. 63, S. 566.
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