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von Sommerfeld
sonst wurde nach ausdrücklicher Betonung die Raumanordnung
der alten Kirche in allen ihren Teilen beibehalten1. Die Erwähnung
lediglich des Langhauses unter den vorangegangenen
Umbauten erklärt sich aus der besonders hier zur Schau gestellten
Pracht der geglätteten Säulenschäfte und der mit
Frühlingsblumen aus Stuck verzierten Arkadenbögen2. Die
Westapsis des hl. Markus war ebensogut wie die östliche
Choranlage trotz des über diese Teile beobachteten Stillschweigens
nur unter vergrößerten Abmessungen übernommen.
Die leicht verletzbare Sinnesart des hl. Markus3 würde Witi-
Has inter, pretii mercatus pondere magni,
Cymbala signorum suspendit dulce sonantum."
1 Purch. carm., Mon. Germ. IV S. 629 und 630, Vers 385—390:
„Omnia quae dixit tribus annis ipse peregit.
Aequali forma fecit compage venusta
Tale deo templum quo non spatiosius ullum
Omni structura diverso stemmate fulta
Ut domnus voluit festinans ipse paravit."
Compages, von compingere, zusammenfügen, erlaubt im baulichen
Sinne keine andere Auffassung als „die Zusammenfügung der einzelnen
Teile zu einem lebensvollen Ganzen"; compages corporis heißt bei Cicero
der Organismus des Leibs.
2 Purch. carm., Mon. Germ. IV S. 630 Vers 390—398:
„Hinc 'arcus camyros et subdidit undique sculptis
Gipso, sub variis et verno flore figuris
Fecerat hos sectas et sustentare columnas
Pulchre de saxis distinctis atque politis.
Tunc opus omne quidem cum perduxisset ad finem
Laetitia grandi templum sollemne dicari
Fecerat in sanctae devotus honore Mariae
Et sub apostolicis Petri Paulique coronis."
Der Mönch Purchard erwähnt bei dieser Gelegenheit den Evangelisten
St. Markus noch nicht unter den Schutzpatronen der Kirche, weil Witi-
gowo den Um- und Anbau der den Markuschor enthaltenden Westpartie
erst nach der Weihe 990 in Angriff nahm. Die Schlussfolgerung auf die
erst nachträglich erfolgte Aufnahme des hl. Markus unter die Titelheiligen
der Kirche, Adler S. 566, schießt über das Ziel hinaus.
3 Der hl. Markus zeigt sich sehr aufgebracht über die Feuchtigkeit
der ursprünglichen Ruhestätte seiner Gebeine und über die Säumigkeit
des Bischofs Gebhard I. von Konstanz 875 gegenüber seinem ersten Befehle
im Traume bezüglich deren geschützterer Unterbringung. Mir.
S, Marci, Mone I S. 64 cap. 9.
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