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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 92
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von Sommerfeld

dem Bischof Gebhard I. von Konstanz, 875, ein Engelreigen
schwebt1. Die Platzfrage der Türme war im fränkischen
Reiche noch mitten im Fluss. Während die Palastkapelle
Karls des Großen zu Aachen — wenigstens nach der landläufigen
Ansicht — über dem westlichen Eingangsbau einen
dem Kirchengebäude organisch einverleibten Glockenturm besitzt2
, steht derselbe im Bauriss von St. Gallen und in der
von Einhard bei der Uberführung der Reliquien des hl. Petrus
und Marcellinus am 17. Januar 828 bereits vorgefundenen
Ecclesia nova zu Ober-Mulinheim-Seligenstadt3 abgesondert
für sich.

Indes bildeten, wie in allen Klosteranlagen, so auch in
Mittelzell Klausur und Kirche ein geschlossenes Viereck von
jedenfalls zweistöckigen Gebäuden, über welche hinaus ein
außerhalb freistehender Glockenturm bei der geringen damaligen
Turmhöhe schwerlich für ein ebenerdiges Auge sichtbar
war. Der Münsterturm muss daher ein organisch dem
Kirchengebäude einverleibter, aus seiner Bedachung herauswachsender
Bestandteil gewesen sein. Anderseits sollte der
Engelreigen der Erscheinung des hl. Markus Glaubwürdigkeit
und Nachdruck verleihen. Die Auswahl des Turms als Flugplatz
rückt daher diesen in die Beleuchtung einer engen und
allgemein bekannten Beziehung zu dem genannten Heiligen.

1 Mir. S. Marci, Mone I 64 cap. 9, „qui iIii (sc. angeli) circa tur-
rim ecclesiae volarenf und „hi qui circa turrim volitanf.

2 Dehio und v. Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes
I 152, 571 Textfigür, Taf. 40.

3 Einhardi translatio et miracula Sanctorum Marcellini et Petri,
Mon. Germ. XV. 1, S. 254 (53), „turricula, quae signa basilicae continebaf,
und S. 248 (32), „quicum . . . surgeret signumque moveret completoque ante
lucem eodem officio, rursum dormire vellet, clausis ecclesiae foribus,
coram sanctis martyrum cineribus supplicandi gratia se prostravif. Der
mit dem Geläut beauftragte Mönch, dessen Lagerstätte sich im Innern
der Kirche befand, musste zur Ausübung seines Amts in der Nacht die
Kirche auf- und zuschließen; die Glocken hingen also in einer außerhalb
errichteten Baulichkeit. — Dass die Ecclesia nova nicht Einhards Kirchenbau
darstellt, s. „Einige Bemerkungen über die Einhard-Basiliken zu
Steinbach und Seligenstadt", Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde
, Neue Folge III 181 f., 1.


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