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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 93
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Die Münsterkirche St. Maria zu Mittelzell

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Dies aber war nur der Fall, wenn er sich als westlicher
Vierungsturm über der Basilika S. Marci erhob. Das einzige
Bedenken gegen diese Annahme lässt sich aus dem alleinstehenden
spätgotischen Glockenturm1 herleiten. Völlig gegen
die Baugewohnheiten seines Zeitalters verstoßend, lässt sich
derselbe kaum anders als wie der Ersatz eines baufälligen
Vorgängers erklären. Da aber der Bau Witigowos schon
einen einverleibten Westturm besass, so müsste der abgetragene
freistehende Turm aus der Hattonischen Zeit herrühren.

Zum Schluss. Noch heute reiht sich das Münster
St. Maria zu Mittelzell trotz der beträchtlichen Erweiterung
durch Witigowo nicht unter die Zahl der umfangreichen
Kirchen ein. Zwar war es von jeher die naturgemäß alle
übrigen Gotteshäuser auf der Insel an Ausdehnung übertreffende
Hauptkirche. Allein St. Peter und Paul zu Niederzell und
St. Georg zu Oberzell waren in ihrer ursprünglichen Erscheinung
von 799 bis 802 bzw. 888 bis 895 nur kleine kapellenartige
Gebäude. Der Bau Hattos I. 816 trat sicherlich mit
monumentalem Karakter in der Blütezeit des Klosters an die
Stelle des ursprünglichen Bedürfnisbaus aus Pirmins Zeitalter.
Aber seine Abmessungen werden sich trotzdem in bescheidenen
Grenzen gehalten haben 2.

1 Waagen a. a. 0. und Otte-Wernicke „Handbuch der kirchlichen
Kunst-Archäologie" I S. 71.

2 Der Anschluss einer kurzen Bemerkung über St. Georg zu Oberzell
sei gestattet. Die Adlersche Grundrisszeichnung S. 551 im Text
dürfte nicht ganz zutreffend entworfen sein.

Die gesamte Kryptenanlage gehört unzweifelhaft dem Gründungsbau
Hattos III., 888 bis 895, an. Zunächst erinnern die langen in der Tonne
überwölbten Korridore, von welchen die etwas divergierende Gabel (a)
mit der Querverbindung (b) unter dem Langhause, der anschließende
Längsarm (c) unter der Vierung liegen, an die langen Gänge der Ein-
hardschen Krypta zu Steinbach-Michelstadt (Schneider, „Die karo-
lingische Basilika zu Steinbach-Michelstadt" in den „Annalen des Vereins
für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung XIII Taf. I;
Adamy, „Die Einhards-Basilika zu Steinbach im Odenwald" Taf. 2). Ferner
stimmt das Mauerwerk mit der ursprünglichen Oberkirche überein (Adler
S. 550). Endlich bilden einmal die vielteilige Gestaltung, (denn auch unter
den Kreuzflügeln liegen Nebenräume mit unauffindbaren verschütteten


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