Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 110
(PDF, 69 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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John

und älter sein muss, das verrät die Einführung von Personen
wie Kriemhild, Rumolt und besonders Volker, als ob von ihnen
früher nie die Rede gewesen wäre, das beweist Dankwarts
unvereinbares Auftreten im ersten und im zweiten Teil, dafür
spricht das Überwiegen des echt Sagenhaften im zweiten, des
höfischen Aufputzes im ersten Teil des Lieds, womit auch
zusammenhängt, dass die Thidreksaga mit jener ebenso auffallend
stimmt, als sie in letzterem ganz Abweichendes
bietet.

Aus beiden Teilen hat dann ein kritisch veranlagter,
formgewandter Bearbeiter das alemannische Nibelungenlied,
die relativ vollendetste, glatteste Fassung, welche unser Epos
im Mittelalter überhaupt erreicht hat, geschaffen. Nach dem
schwäbischen Westen als einer Hauptpflegestätte der mhd.
Nibelungen weist nicht nur die große Zahl der besten von
dort stammenden Handschriften, man denke nur an Hohenems
im Vorarlberg und an St. Gallen, sondern besonders auch,
dass die Handschrift C zuerst das schwäbische Wort baien
(peyen) 270 in das Gedicht aufgenommen hat1. Nimmt man
hinzu, dass alle Handschriften der Liedgruppe C a R G F J
dem deutschen Südwesten angehören, und dass die entschiedene
Vorliebe für Kriemhilde, deren Gesinnung entschuldigt, deren
wilde Züge gemildert werden, auf den höfischeren Geist de!*
Nachbarn der Franzosen hinweisen, so ist schwerlich daran
zu zweifeln, dass eine alemannische Hand zu relativ vollendetster
Fassung gebracht, was ein baierischer Dichter einst
mit altertümlicher Strenge und treuem Anschluss an die lebendige
Sage zu Faden geschlagen, und was ein österreichischer
Ritter mit höfischem Schmuck, aber auch mit ergreifenden
Seelengemälden bereichert hat.

Die Klage, welche Lachmann in den siebenziger Jahren des
XII. Jahrhunderts entstanden sein lässt, kennt nur den Teil der
Sage genau, welcher ungefähr dem Umfang von Konrads Werk
entspricht, Av. XX—XXXIX zeugt aber durch die Berufung
auf diesen als Verfasser einer Nibelungennot für dessen Autor-

1 S. dazu Zarncke, Beiträge zur Erklärung usw. S. 153f.


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