Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 111
(PDF, 69 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1906/0129
Zum geschichtlichen Hintergrunde des Nibelungenlieds Hl

schaft. Im Biterolf stoßen wir auf Abschnitte, die dem ersten
Teil der Nibelungen teils wörtlich entlehnt, teils bei ähnlichen
Situationen nachgebildet sind. Wenn dieser Biterolf wirklich
um 1210 verfasst worden ist, so haben wir für die österreichische
Nibelungennot die äußersten Termine der Entstehung
; sie muss zwischen 1190 und 1200 abgefasst worden
sein; das stimmt nicht nur kulturhistorisch zu dem in ihr
vertretenen Geiste, sondern auch zu der Tatsache, dass Wolfram
von Eschenbachs Parzival durch zahlreiche Anspielungen
eine genaue Bekanntschaft mit dem offenbar bald berühmt und
beliebt gewordenen Epos verrät (1206).

Nunmehr scheint es aber auch an der Zeit zu sein, dem
Meister Konrad die ihm gebührende Stelle in der Geschichte
der Nibelungen einzuräumen und sein Verdienst als Dichter
anzuerkennen. Statt geringschätzig über ihn und seine Arbeit
als Ausgeburten halb gelehrter Fabeleien des Mittelalters hinwegzugehen
, täte man besser daran, die ganz gelehrten Fabeleien
der Neuzeit über die Entstehung der Nibelungendichtung
aus zusammengeflickten Liedern einmal beiseite zu schieben
und anzuerkennen, dass ein Mann, der Episoden wie denen
von den Markgrafen Gelfrat und Dankwart dauernd zu einem
Platz im Epos verholfen und Züge seiner Zeit und Umgebung
ihm aufgeprägt hat, mindestens, einen großen Anteil an der
Entstehung des Gedichts haben muss, und zwar schon deswegen
, weil es keine Einschiebsel geben kann, wo es kein
größeres Ganzes gibt.

Das Forschungsgebiet der Germanisten streift die Untersuchung
der angeführten Programmbeilage kaum; sie schließt
nämlich vor jenem Original oder dem Archetypus der mhd.
Handschriften unseres Lieds ab, welche jene erst aufzufinden
oder wiederherzustellen sich bemühen. Während es ihnen
aber bis heute noch nicht gelungen ist, auch nur einen
sicheren, einen von der Wissenschaft allgemein approbierten
Schritt in das Dunkel der Vorgeschichte zu tun, ist der Versuch
auf rein geschichtlichem Wege nicht aussichtslos und
findet vielleicht Anerkennung bei den Forschern der politischen
und literarischen Geschichte unseres Volks. Von dieser Seite


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