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Drei Fabeln aus Cgm. 1020
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Da fprach die katz: „Harm,
Sol ich nit auch dar nach farn?"
Der hunt, der fprach: „nein,
Du geft fchir wider heym.
Ich eyfch der felben noch wol zwey." 25
Do fprach die katz: „heya hey!
Sol ich uff dirr hochzyt sin vngeffen,
So were ich fenffter' da heym gefeffen!"
Der hunt fprach zu der katzen:
„Wiltu als gar lut fchwatzen 30
Vnd wilt nit fchwygen vnd getagen?
Ich wil dich uff din lenden fchlahen,
Das du vns machft zu fchanden
In difen fremden landen."
21a „Wiltu mich Ichiahen, 35
So wil ich dir es nit vertragen."
Sie fpitzet ir pfaten
Vnd fchlüg in vil genot
In fin naffeloch.
„Trüt gefelle, mich dunckt doch, 40
Ich hab dich gefchmitzet
Vnd dir din nafenloch geritzet;
Du möchftes wandel gern."
Der hunt fprach: „nü wol herr!"
Er zerfchutt der katzen iren balck. 45
Sie fprach: „och du feyger schalck!
Wes zyheft mich hut?
Ich bin doch auch ein lüt."
Er fchlug ir ein zan vfz, heya hey,
katz eingeschoben, um eine größere Lücke zu verdecken. — 20. Das
die anhd. Konstruktion; es ist fraglich, ob noch des zu lesen ist. —
21. harm der Hundename. Lies Do. — 31. Der Reim getagen:
fchlahen zeigt, dass Ausgleichung der Formen mit gra"mmatischem
Wechsel zugunsten des g stattgefunden hat; ebenso V. 35 fchlahen : vertragen
. Vgl. dazu mhdW. IIb 366b; 17; häufiger wird schlagen erst
im 14. Jahrhundert. — 37. Lies pfote : genote. — 38 und 39. In der
Hs. in einer Zeile. 40 trüt die Hs. — 47. Der Reim hut: lüt kann
ebensogut oberd. wie md. sein. Die Reimnot des Dichters ist offenbar;
denn dass die Katze sagt: „ich bin doch auch ein Mensch", ist doch
ziemlieh fade. Über den Gebrauch des Sg. leut vgl. Grimm, DWB 6,
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