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142 Steinbrenner — Sagen aus Höpfingen und Odenheim
und da auch einmal sein Kutscher, der ihn nach Bruchsal
führte und dort heimlich zum Schlüsselloch in den Saal sah,
wohin sich der Pfarrer mit den andern Herren und Bekannten
von ihm begeben hatte, hier alles schwarz behängt sah, nur durch
brennende Kerzen erleuchtet, da man auch den unermesslichen
Reichtum des geistlichen Herrn sich nicht erklären konnte,
so glaubte man nun allgemein der Sage, der Herr Pfarrer sei
Freimaurer geworden, habe sein Leben dem Teufel verschrieben
, von dem er all das viele Geld erhalte. Und da
besagter Pfarrer, der sehr beleibt war, eines Tags in seinem
Gartenhause plötzlich am Schlagfluss starb, so musste es jetzt
ganz gewiss sein, der Teufel habe ihm dort, da die verschriebene
Lebzeit verflossen war und der Schlimme sich keine
Verlängerung abbetteln ließ, das Genick gebrochen und sei
mit ihm zur Hölle gefahren.
Und nun müsse der Pfarrer zur Strafe und Sühnung im
Schulgarten umgehen und habe sich die Grabesruhe verwirkt.
Den Garten mit Haus hat nämlich der geistliche Herr letztwillig
der Gemeinde als Eigentum vermacht. Das Haus
mit Garten sollte nach seinem Tode der Schule dienen, damit
die Kinder gesunde Schulräume, die Lehrer würdige Wohnungen
erhielten und der Garten als Erholungs- und Spielplatz für
die Jugend dienen könnte. Viele Leute haben ihn schon bei
sternhellen Nächten gesehen und erkannt. Besonders, heißt'
es in der Sage vom wandelnden Pfarrer, mache er seine nächtlichen
Gänge an den Vorabenden hoher Feste. Da könne
man ihn, wenn man die Geisterstunde abwarten wollte, gewiss
sehen, wie er unruhig und gespenstig den Garten durcheile.
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