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Eine Quelle für Gustav Schwabs Gedicht:
Der Reiter und der Bodensee.
Von Paul Beck.
I
Das besagte Gedieht Schwabs ist zu bekannt, als dass
dasselbe hier näher zu analysieren wäre. Wir glauben aber,
die Quelle angeben zu können, aus welcher der Dichter den
Gegenstand geschöpft und den Vorgang entnommen hat. In der
interessanten Schrift des (zu Anfang des 16. Jahrhunderts in
Saanen oder Sotria im jetzigen Kanton Freiburg in der Schweiz
geborenen) Humanisten Nikolaus Winmann, welcher u. a.
auch in Tübingen in den Jahren 1528—1533 studierte: „Colym-
betes (d. i. der Schwimmer von xoXo{j.ßaci> = schwimme, tauche),
sive de arte natandi, dialogus et festivus et iueundus lectu,
per Nicolaum Wynman, Ingolstadii linguarum professorem
publicum, Augustae Vindelicorum exeudebat Henricus Steyner,
Ao. MDXXXVIII" (1538) wird gegen den Schluss (F 2b) eine
merkwürdige Geschichte von einem Wanderer oder Wallfahrer
nach Ein sie dein zur heiligen Jungfrau erzählt, welcher auf
seinem Pilgergang im Nebel oder in dunkler Nacht über den
mit Eis überzogenen Züricher See, ohne denselben zu kennen,
gegangen sei usw., wie folgt:
„Cum aliquando peregrinus, qui votum suseeperat ad di-
vam Virginem, ut vocant, in heremo (= Einsiedeln), duo nes-
cius miliaria per medium glacie concretum stagnum iter fecisset,
demiratus tantam planiciem, hospitem noctu interrogavit, de
transiti nomine loci, Pandocheus re tandem intellecta, respon-
dit illum super locum transiisse altitudinis 1000, ut minimum
eubitorum. Tunc, advena, qui prius sine metu ignarus summa
aquarum erat emensus, tuto iam loco rei perculsus novitate,
Alemannia N. F. 7, 3. J5
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