Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 272
(PDF, 69 MB)
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Hildenbrand

Früher und jetzt wird während neun Tagen nach der Geburt
nichts ausgeliehen, keine Wäsche an die Luft gehängt, auch
kein Wasser oder Urin ausgeschüttet, damit keine Hexerei
getrieben werden kann. In das Kissen des Kinds werden
geweihte Sachen — Palmen, Würzbüschel usw. — genäht und
unter das Kopfkissen der Wöchnerin wird von drei Misthaufen
von Besitzern, die in erster Ehe leben, je ein Pfötchen (drei
Finger voll) Mist gelegt. Damit das neugeborne Kind recht
gescheit wird, so wird etwas Geschriebenes unter das Kopfkissen
gelegt und wenn der Geistliche aus der Sakristei zur
Taufe geht, so muss der Pate oder die Patin etwas lesen:
dann wird der Täufling gescheit. Damit das Kind — Mädchen
— geschickt in der Handarbeit wird, so soll dasselbe
als erste Arbeit das verbundene Näbelchen aufmachen. Bei
manchen Eltern wird das abgeschnittene Stück Näbelchen des
Knaben aufbewahrt, bis derselbe als Soldat einrückt, dann
wird ihm dasselbe mitgegeben, welches ihn vor Unglück bewahrt
. Das Näbelchen wird auch von manchen Eltern vergraben
unter rote Rosensträuche, damit das Kind eine gesunde
Gesichtsfarbe erhält. Am Freitag wird der Wöchnerin und
dem Kinde keine frische Wasche angezogen, da bei eintretender
Krankheit sie andernfalls sterben müssten. Werbung,
Verlobung, Hochzeit. Früher und jetzt noch werden die
Hochzeitsleute von Knaben auf dem Heimgang nach der Trauung
mit einem Seil abgesperrt, damit sie nicht weitergehen
können, und sie müssen sich erst durch ein Lösegeld freimachen6
. Bei der Trauung legen sich die Hochzeitsleute Geld
in die Stiefel oder Schuh, was bewirken soll, dass sie reich
werden. Die bei der Trauung anwesenden Leute schauen auf
die dabei brennenden Lichter; brennen sie hell, so bedeutet
das Glück, und brennen sie dunkel, Unglück. Vor der Trauung
werden die Brautleute ermahnt, hart nebeneinander zu
stehen, damit der Böse keinen Platz hat dazwischen zu treten.
Bei der Hochzeit, d. h. dem Gang zur Kirche und zurück,

6 Vgl. E. H. Meyer, Der Hochzeitsbrauch des Vorspannens, in der
Festschrift der Universität Freiburg 1896. P.


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