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Volksüberlieferungen von Walldürn
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d) Einzelne Tage, Glücks- und Unglückstage, Wetterregeln.
Als Unglückstag wird Andreas am 30. November allgemein angesehen
, ebenso der Hagelfeiertag am Tag vor dem Himmelfahrtsfest
. Früher und jetzt noch ist bei gewissen Landwirten
Gebrauch, zwischen 11 und 12 Uhr mittags nicht über Feld zu
gehen und kein Vieh zu kaufen, auch junge Eheleute ziehen
zwischen 11 und 12 Uhr nicht ein. Am Freitag wird nicht
auf Reise gegangen. Als allgemeine Wetterregel gilt: wenn
die „Regenmotter" — kleine Wolken — sich zeigt, gibt es
Regenwetter, auf Morgenrot folgt Regen oder Wind, zeigt
sich Morgentau, dann wird es schön, und zeigt sich keiner,
dann gibt es Regen.
13. Sprachliches.
Verwandtschaftsgrade. Großvater = Herle, Großmutter
= Fräle, Schwiegervater = Schwer, Schwiegermutter = Ge-
schwei, Bruderssohn = Neffe, Pate = Dote. Mein Pate
= mein Herr Dot; meine Patin = meine Frau Dot. Ist der
Pate ledig, dann heißt er Dötle.
Speise, Backwerk usw. Gedörrte Apfel- oder Birnschnitz
= Hutzel, Kuchen = Ofenkruze, gebackener Brotteig mit
Apfelschnitz belegt = Apfelkrapfel, Semmete = Mehlgemeng,
dünner Kuchen = Platz, geröstete Kartoffel = Krummbere-
Schöifili, Hefenkuchen = Küchli, aufgekochter Pfannkuchen v
— Döitsche, Schießerli = kleine runde Küchlein, Schiffli
= kleine viereckige Küchlein, die die Lebkuchenbäcker backen.
Tiere — Lockrufe. Huhn = Hüngele, Hahn = Göcker.
Wucherstier oder Farren = Farroksche, Ziege = Gas, Pferd
= Gaul, Gans = Gansch, Hirsch = Hörsch, Hase = Hasch.
Lockrufe: Bei Hühnern = bi-bi, bei Gans = bille-bille, bei
Enten = quak-quak, bei Schafen — mäker da, bei Ziegen
= Hadel si, bei Rindvieh = sa-sa. Anhalten = oha, vorwärts
= jü, rechts = hott, links = wist, bei Pferden anhalten
— brr.
Unterschied von Nachbarorten. Ein solcher besteht besonders
zwischen Walldürn und Höpfingen. Hier heißt Fleisch
= Fläsch, in Höpfingen Flasch. Has heißt in Walldürn
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