Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 314
(PDF, 69 MB)
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Jolles

ist es in noch stärkerem Maße der Fall. Um dies bei seinen
religiösen Gegenständen zu zeigen, muss icK" Ihnen kurz die
Entwicklung der nordniederländischen Kunst im 16. Jahrhundert
zu schildern versuchen. Zu meinem Bedauern steht
mir kein photographisches Material zur Verfügung und muss
ich mich auf Worte beschränken.

Ob Nordniederland als Kunstland in der Bewegung, die
im 15. Jahrhundert von dem burgundischen Hof ausging, eine
Rolle gespielt hat, ist mehr als zweifelhaft. Wir finden zwar
nordniederländische Namen, wie Klaas Sluter und Dirk Bouts,
aber diese sind in ihrer Jugend schon nach den südlichen
Provinzen gezogen und ihr Leben lang dort geblieben. Dass
sie ihre Kunst im Norden gelernt hätten, oder anderseits die
nordische Kunst in irgend einer Weise beeinflusst hätten,
scheint mir vorläufig unbewiesen. Um welche Zeit wir die
holländische Kunstschule, zu der Geertgen van St. Jan gehörte
, ansetzen müssen, ist unsicher, jedenfalls nicht früh.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden wir
Nordniederland unter dem Einfluss jener eigenartigen Mischkunst
, welche schon Ende des 15. Jahrhunderts in Flandern
versuchte, die sterbenden Uberreste der frühflämischen Kunst
von neuem mit jungen italienischen Elementen zu beleben,
und die schon bald in einen barocken Manierismus verfiel,
von dem sowol der ältere, Quinten Massys, als die jüngeren,
Barend van Orley 'und Jan van Mabuse, Beispiele sind. In
Holland ist dieser Manierismus sozusagen die offizielle Kunst
und passt erstaunlich gut zu der gleichzeitigen Rhetoriker-
literatur. Neben diesem offiziellen können wir aber sowohl
in der Dichtkunst wie in der Malerei eine Reihe freierer und
frischerer Versuche konstatieren, sich von dem unursprünglichen
Formalismus loszulösen. Die beiden Hauptvertreter
der damaligen holländischen Kunst, Lukas van Leyden (1494
bis 1538) und Jan van Scorel (1495—1562), haben beide eine
Anzahl abscheulicher religiöser und mythologischer Gemälde
auf ihrem Gewissen. Mit dem Pinsel in der Hand ist Meister
Lukas vollkommen unsicher und, was schlimmer ist, meistens
ziemlich geschmacklos. Doch daneben stehen seine Stiche


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