Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 318
(PDF, 69 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1906/0342
318

Jolles

holt zu sehen. Bei Rembrandt war dieses anders. Für ihn
bestand keine Tradition. Er konnte mit derselben Unbefangenheit
, womit er eine neue Landschaft, einen andern Menschen
sah, an die Jünger von Emmaus denken und sich, wohl möglich
, bald darauf überlegen, wie Jupiter und Merkur bei ihrem
Besuch bei Philemon und Baucis ausgesehen haben. Das einzige
, was er wusste, war, dass diese Ereignisse lange her und
weit fort stattgefunden hatten, in orientalischen Ländern, wo
die Menschen üppiger gekleidet gehen, und er konnte vermuten
, dass die Leute damals vielleicht den Juden und den
wunderlichen Bettlern aus seiner Umgebung glichen und die
Kleider den Stoffen, wie sie bei fremden Trödlern zu Kauf
waren. Alles andere in diesen religiösen Kompositionen ist
wieder nur die Antwort seiner eigenen ursprünglichen, durch
keine Uberlieferung gebundenen Künstlerphantasie auf die erstaunte
Frage: „Wie mag sich dieses alles zugetragen haben?"

Und nun sein Verhältnis zu dem am allermeisten Holländischen
in der holländischen Kunst: zu dem Massenbildnis, das man
gewöhnlich Schützen-, Regenten- oder Gildenstück nennt. Wir
sahen schon, wie das Porträt eins der Mittel gewesen ist, womit
die holländische Kunst sich selbständig gemacht hatte. Als
Rembrandt 1631 nach Amsterdam kommt, bezieht er seine
Einkünfte hauptsächlich aus der Porträtmalerei. Schon 1632
bekam er einen größeren Auftrag, den medizinischen Professor
Tulp mit seinen Schülern und Assistenten bei der Sektion
einer Verbrecherleiche zu malen. Betrachten wir auch hier
einen Augenblick, was ihn bei dieser Aufgabe von seinen
Vorgängern unterscheidet, und was ihn in diesem Fall mit
ihnen verbindet. Auch letzteres, denn wie frei und ursprünglich
er auch sein mag, Rembrandt ist keineswegs originell in
jenem hypermodernen Sinn, dass er sich schämt, von andern,
älteren zu übernehmen, was er Gutes bei ihnen findet, und
keineswegs so ungebildet, dass er nur seine eigene Kunst und
die seiner direkten Umgebung kennt. Nur mittelmäßige
Seelen fürchten des Plagiats beschuldigt zu werden. Zu denen
gehört er nicht und wir finden in seiner Arbeit Entlehnungen
und Erinnerungen an die verschiedensten Künstler, an van Eyck


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1906/0342