Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
22.1906
Seite: 321
(PDF, 69 MB)
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Zu Rembrandts 300jährigem Geburtstag 321

dass Rembrandt nicht länger fragt, wie er diese Männer
gruppieren muss, sondern wie sie sich selbst gruppieren, nicht
mehr, wie er eine Anzahl Soldaten zu einem schönen Gemälde
vereinigt, sondern was wohl die Schönheit einer Bande
ausziehender Schützen ist. Dieses gilt gleichfalls für die
Porträts. Vergleicht man mit den kühlen, fast fremden
Pendantbildnissen aus dem Anfang der dreißiger Jahre das Gemälde
des Mennonitenpredigers Anslo im Gespräche mit seiner
Frau 1641, so wird es deutlich, dass auch hier nur die erstaunlich
schöne Antwort vorliegt auf eine Frage: „Wie sind die
Gestalt und die Seele dieses Geistlichen, den ich zu malen habe."

*

Ich habe Ihnen schon mehr Geschichte gegeben, als
meine Absicht war, und bitte um Entschuldigung für die vielen
Jahrszahlen. Was ich für das religiöse Bild und das Schützenstück
nachzuweisen suchte, lässt sich, glaube ich, auf jedem
Gebiet, worauf Rembrandt gearbeitet hat, beweisen. Stellt
man einen Akt von Rembrandt neben einen von Rubens, so
fällt uns dasselbe auf, ja, es gilt sogar für jene radierten
Kompositionen, die man obscön zu nennen pflegt. Rembrandt
ist hier so weit gegangen, wie nur ein Künstler ohne Perversität
gehen kann. Trotzdem ist die Art der Wahrnehmung so
ruhig, so weit von aller Lüsternheit entfernt, so rein neugierig,
mit diesem Fünkchen Humor, den alle frische Neugier mit
sich bringt, dass selbst diese sehr krassen Darstellungen mir
sauberer erscheinen, als manche italienische Madonna.

Diese für mich so holländisch schöne Neugier sehen wir
in der klarsten Form in seinen Zeichnungen und deshalb haben
wir Ihnen lieber als Reproduktionen nach Gemälden eine Anzahl
gut wiedergegebener Zeichnungen vorgelegt. Sie finden
hier Landschaften, genrehafte Darstellungen, Studien aller Art
und auch Skizzen religiöser und mythologischer Gegenstände,
die zum Teil später in Gemälden und Radierungen ausgearbeitet
worden sind. Sollten diese eine nähere Erklärung brauchen,
so bin ich gerne bereit, sie zu geben, aber ich bin überzeugt,
dass die Zeichnungen selbst besser als meine Worte Ihnen
zeigen können, was ich gemeint habe.

Alemannia N. F. 7, 4.

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