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Pfaff
Das Wartenbergfest hatte für die Teilnehmer üble Folgen.
Auch die badische Regierung witterte staatsgefährliche Dinge
und ging gegen die Burschen vor. Der beauftragte Stadtdirektor
Pfister von Heidelberg verhaftete die Führer der
Burschen. Auch Brugger wurden seine Papiere weggenommen.
Zwar verlief die Untersuchung im Sand; aber die Burschenschaft
war zunächst gestört6. Brugger, damals schon Theologe
, scheint nicht weiter Gefallen daran gefunden zu haben.
Es hatte offenbar keine Wirkung auf seine Entschlüsse, wenn
eine Freundin, Antonia Wieland aus Freiburg, ihm mit dem
Wahlspruch: Es leben die teutschen Purschen! Pereant die
Theologen! ins Stammbuch schrieb: Ein Heros der Kristus-
Kirche willst du werden!? Freund bedenke doch: du ziehest
Romas schwere Fesseln an und wirst sein Eigener . T. . o verlasse
dieses falsche Spiel im teutschen Vaterland, wenn es
dich ferner erkennen soll: der Stand des freien Bürgers-Mann
stünd wahrlich dir viel besser an!
Willst eines Mädchens freundlich Wort
Und deiner Freundin Rat nicht fassen
Und ungeliebt als Theolog
Dies freie Leben hassen:
So sei bedauert für und für.
Und Herzens Trost — nie fehl er dir!
Weit kräftiger noch war die Lehre in einer Karikatur
seiner Universitätslehrer und Studiengenossen, die ihm sein
Freund Wilhelm Graf von Waldburg-Zeil am 6. Oktober 1820
ins Stammbuch zeichnete. Harmlos dagegen wieder der „Witz
ex stapide", den ihm der Jurist Karl von Hirrlinger später
einschrieb:
Wenn Sie im Schwarzrock einst bei Tafel sizen
Und Grillen fangen, ob der Predigt schwizen,
Wenn Sie der Unmut plagt und Bauren Wiz,
Der Vogt Sie neckt mit Stimm und Siz,
Wenn Ihre Köchin oft zu wenig kocht,
Der Herr Vicarius im Hause pocht,
6 Vgl. Burschenschaftliche Blätter S.-S. 1895, Nr. 4 „Die alte Burschenschaft
in Freiburg" unfl Dr. Hopf ebd. S.-S. 1905, Nr. 12.
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