Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 90
(PDF, 70 MB)
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Haffner

Was bei einem Orte zuerst in die Augen springt, ist seine
Lage. Liegt das Dorf nun im Tal, so heißen die Bewohner
Talknirbse oder Talmutschier, wie die von Ottenhofen (Achern),
auch Talaffen, wie die von Aselfingen und Achdorf (Bonndorf
). In Ehrenstetten (Staufen) sind die Wäldler. In Steinenstadt
(Müllheim), das in der Nähe des Rheins liegt, sind die
Seeräuber, und aus gleichem Grunde in Niederbühl (Rastatt)
die Fischschwänz. Mooskrotten heißen die Bewohner von Hoch-
dorf (Freiburg), da ihr Ort in sumpfiger Gegend, im Mooswald
liegt. Außerdem hat das Dorf auch eine Kröte im Ortswappen.
Auch Gebüsch, das sich im Dorf oder um es herum findet, muss
zur Neckerei dienen. So werden die Bewohner von Neusatzeck
(Bühl) Heckenhucker oder HecJcenvieh genannt. Ein Weiler
von Randegg (Konstanz) wird Binsenbösch geuzt, weil dort
Binsengesträuch in Menge vorkommt. Ebenso heißt Hertingen
(Lörrach) verächtlich Linzenbösch. Noch andere Eigenschaften,
die sich auf das Aussehen des Dorfs beziehen, tragen zur Neckerei
bei. Dass die Bewohner von Frickingen (Überlingen) Drägg-
schpringer und die von Rickenbach (Überlingen) Dräggbacher
heißen, kommt wol auch nicht von der Reinlichkeit des Orts.
Hügelhüpfer nennt man die Einwohner von Unzhurst (Bühl),
weil sie den Bach auf aus dem Wasser herausragenden Steinen
zu überschreiten pflegen. Ottersweier hat wahrscheinlich viel
Leimenboden, weil es sich den Namen Leimen schenket gefallen
lassen muss. Ähnlich heißen Katzenmoos (Waldkirch) Leimedel,
obwol kein Leimenboden da sein soll, Gutach (Waldkirch)
Leimendätscher, ebenso Spitzenbach (Waldkirch). Das Schloss
Rohrburg in der Nähe des Dorfs Würmersheim (Rastatt) gibt
den Bewohnern dieses Dorfs den Namen Rohrburger. Die Bewohner
von Unteribental (Freiburg) sollen aus dem häufigen
Vorkommen der Frösche den Namen dieses Tiers tragen. Wegen
seiner Lage auf der Nordseite werden die Bewohner von Littenweiler
(Freiburg) Mief geneckt, da es viele Reifen gibt und die
Bestellung der Felder wegen der Winterlage etwas später als
in den umliegenden Dörfern ist. Zu diesem Teil ist noch
schließlich zu erwähnen, dass Hatzenweier und Oberweier
(Bühl) Landschlangen heißen und dass die Bewohner von Rohr-
bach (Triberg) Krebstaler genannt werden. In Oberbruch
(Bühl) backen sie die Eier nur auf einer Seite, da nur auf der
einen Seite der Straße Häuser stehen.


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