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Haffner
die Bewohner von Friedlingen (Konstanz) die Kienspähne,
die von Ehrenstetten (Staufen) die Besertäler, die in Rip-
poldsau (Wolfach) HarzMippler und Bollschweil (Freiburg),
das Holz in Wellen zusammenbindet, Wellenstükel. In Ken-
zingen sind die Wellenbengel oder Fohrebuppele. Auch was die
Ortschaften am meisten ausführen oder mit was sie handeln,
gibt ihnen den Namen. So heißen die Bewohner von Förch
(Rastatt) Eierliörb und die von Spitzenbach (Waldkirch) Besen-
pfriemer. Die Bewohner von Siegelau (Waldkirch) haben wegen
ihrer großen Schweinezucht den schönen Namen Saukerle, während
die von Haueneberstein (Baden) aus demselben Grunde
Schinken genannt werden. Wegen ihrer Beschäftigung heißen
etwas verächtlich die Ebig er (Schopf heim) Heftlimacher (machen
Haften) und Sallecker Löchlimacher. In Ried (Schopfheim)
führen die Bauern Schottersteine, gleich sind sie die Grün-
Föhrer. Hafefranz und Schelleböm z' Reite (Reuthe, Stockach)
sind sie beed dahöm. In Todtmoos (St. Blasien) sind die Leb-
Jcüechler, in Hogschür (Säckingen) die Reckholderbabe (wol
Handel mit Wacholder, dort Reckholder genannt). In Kirchhausen
(Schopfheim) sind die Musner (Maulwurfsfänger), dazu
gehört vielleicht auch, dass in Engel schwand (Waldshut) die
Gräzebube (Grätze = Rückkorb) sind.
Auch geschichtliche Erinnerungen sind es, die bei
Ortsneckereien eine Rolle spielen. Es ist bekannt, dass das
badische Land erst vor hundert Jahren seine jetzige Gestalt
erhielt und bis dahin in viele kleine Territorien zerfiel, an
welche jetzt noch die Ortsneckereien erinnern. Die Bewohner
von Schwandorf (Stockach) heißen die Ostreiclier, ebenso die
von Holzhausen (Emmendingen), Grunern (Staufen). Die
Wolfacher sind die Fürstenberger. So schimpfen auch die
Einwohner von Aha (St. Blasien) die Altglashütter Fürsteberger
, während diese ihren Nachbarort als Vogteier bezeichnen,
da dieser Ort ehemals zur Vogtei Schluchsee gehörte. An die
Zeit der französischen Einwanderung vom 17. Jahrhundert bis
Anfang des 19. Jahrhunderts erinnern die Namen Welsche und
Franzosen. Ersteren führen die Bewohner von Nieder-
rimsingen (Breisach), Grunern (Staufen) und HügelV
heim (Stamen)? In Heitersheim (Staufen) war früher der
Sitz einer Johanniterkomtur, daher sind jetzt noch dort die
Maltheser Herren oder Maltheser Charakter. Von fremden
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