Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 101
(PDF, 70 MB)
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Alemannische Ortsneckereien -aus Baden

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sie die kleinen Fische des Bodensees (Laugele genannt) mit
Pumpen herausschöpfen wollten; Laugelegumper heißen sie daher
. Die Soapfesieder sind in Markelfingen (Konstanz) zu
Hause, da sie aus dem Schaume am Seeufer Seife machen wollten
. Waienplätz nennt man die von Fischenberg (Schopfheim
). Einer Frau, die dünnen Kuchen (waie) ausmengte, passierte
es dabei, dass der Kuchen ein Loch bekam. Da nahm sie
einen Fleck (plätz) aus Teig und wollte ihn mit Nadel und Faden
darauf nähen. In Biengen (Staufen) haben sie die Hefe vom
Wein aufs Brot gestrichen, also heißen sie die Hefenstreicher.

Auch von schönen Verwechslungen weiß man zu erzählen.
So soll in Singen (Konstanz) und Linx (Pfullendorf) ein
Misthaufen für eine Prozession gehalten worden sein. Man
hätte daher angefangen zu läuten und so sind hier die Mist-
haufeneinläuter. In Schutterwald (Offenburg) soll ein Bauer
einen Sack Pflaumen nach Offenburg auf den Markt geführt
haben. Da die Pflaumen noch hart waren, soll er sich auf den
Sack gesetzt haben, um sie weich zu machen. Daher spricht
man von den Schutter wälder Pflumend ruckern, oft mit Hinzufügung
des in diesem Ort üblichen Fluches Sternsakrament.
Kanonentäler werden die Einwohner von Ober- und Nieder-
eggenen (Müllheim) genannt. 1848 sollen sie einen hohlen
Baumstamm als Kanone benützt haben, um den anrückenden
Feind abzuwehren. In Bellingen (Müllheim) sind die Linge-
baumer; sie sollen zur Siegesfeier eine- Linde gepflanzt haben,
aber es sei eine Eiche daraus geworden. Außerdem spielt bei
diesem Namen die Sprache noch eine Rolle, da die Bellinger
statt Linde linge sagen.

Auch andere geschichtliche Ereignisse, die oft an sich
harmlos sind, haben Ursache zu Neckereien gegeben. In Hugstetten
(Freiburg) verehrte der Gemeinderat einem Gemeindebeamten
aus der Ortskasse eine Kuckucksuhr. Die Sache kam
an die Öffentlichkeit und die Gemeinderäte hatten die Uhr aüs
eigener Tasche zu zahlen. Daher sind sie die Guclcauche. Die
Schelinger (Breisach) nennt man die Löffelschüff'er; es soll
dort ein Teich sein mit Quadersteinen umgeben und daran
hätten die KindÄr ihre Löffel geschliffen. Denselben Namen
trägt Feuerbach (Müllheim). In Gailingen (Konstanz) wollten
sie Markt halten, aber es kam niemand. Daher spricht
man jetzt noch vom Gailinger Markt. Bei einer Einquartierung


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