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Pfaff
und fast alle in Krapps Odenwälder Spinnstube8. Die große
Menge dieser Tanzliedchen ist aber nur auf dem Land bekannt
und offenbar rein ländliches Erzeugnis. Gemäß ihrer
Entstehungsweise beim Tanz sind sie großenteils Trutzlieder.
Sie enthalten viel Witz und Humor, beziehn sich natürlich
auf die Liebe und schlagen gelegentlich auch ernstere Töne
an. Auch das alte schöne Motiv vom Herzensschlüssel fehlt
nicht (Nr. 2). Bei Tanzliedern ist auch das Entstehen mehr-
strophiger Gedichte durch das Zusammenwirken mehrerer Verfasser
zu beobachten, wozu besonders die Trutzlieder Gelegenheit
gaben.
Haupttanzgelegenheit bietet die Kerwe (Kirchweih). Sie
ist überhaupt das einzige wirkliche Fest, das sich der Unterländer
Bauer im Jahr leistet. Da werden unzählige Kuchen
gebacken, um die Gäste und die terminierenden armen Leute
aus Neckarsteinach und Hirschhorn bewirten zu können. In
verschiedenen Orten des Baulands hausen Musikantenfamilien,
in denen sich das „Medice" fortpflanzt. So kannte ich die
Herzen aus Neidenstein. Solange die Musikanten noch nüchtern
sind, geht die Tanzmusik an. Ich habe allerdings gesehen,
dass bei zu schwacher Besetzung der Instrumente ein Musikantenvater
, der selbst die Trompete handhabte, auch die Klarinette
„fingerte", in die sein noch unkundiger Junge nur hineinblies
. Nach und nach kommt auch Unordnung in die Musik.
Es kommt wol vor, dass der angefeuchtete Musikantenvater
auf die Frage an seinen mitwirkenden Sohn: „Ei Hannes,
ivas bläst de dann?" die Antwort erhält: „A dorchenanner, Vatter,
ivie dir9 aa." In diesen alten Musikantensippen sind auch
noch die alten Tänze bekannt. Wenn die bejahrteren Kerwe-
besucher mehr zu ihrem Recht kommen, am Kerwemontag,
und sich ihre „Leibsticklin" spielen lassen, kann man manch
wunderlich verschlungene, barocke Tanzweise hören. Als alte
Tänze wurden mir bezeichnet der „Siwwesuff", von dem ich
jedoch nichts Näheres erfahren konnte, und der „Kisselestanz",
8 201 ff.
9 dir — Ihr. Analogieform nach du, dir, dich.
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