Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 162
(PDF, 70 MB)
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162

Pfaff

Des henner21 guet gmacht, ihr Flüssli, z Friburg wird men

i22 lobe,

Eu23 wird dStadt ufstoh24, nie25 wird ichs26 Burgerrecht

schenke,

Un in alle Gasse wereter27 därfe hantiere!

Diese hübschen Verse von Dr. Ferdinand Biecheler2*
suchen den fremdartigen Namen des, Bergflüsschens, an dem
Freiburg liegt, auf ansprechende Weise, wenn auch nicht sprachwissenschaftlich
, so doch dichterisch zu erklären. Die Mundart,
in der sie reden, ist nicht eigentlich die von Freiburg, denn das
Dreisamtal gehört zum niederalemannischen Gebiet, das sich
vom hochalemannischen im wesentlichen durch die nicht durchgeführte
Verschiebung des 1t zu ch unterscheidet. Hebels
Einfluss zeigt sich nicht nur darin, dass der holperige, ungeeignete
Hexameter als Versform gewählt ist, sondern auch
in dem wiesentälerischen ch für das schriftdeutsche k, das auch
in Freiburg herrscht. So chunnt für kommt, cha für kann,
hercho für hergekommen usw.29. Im übrigen ist die Mundart,
namentlich was die Satzformen, d. h. die verschiedene Behandlung
der im An- oder Inlaut des Satzes, unter Hochoder
Tiefton stehenden Formen angeht, gut beobachtet. Ich
versage mir es, Lautschrift anzuwenden oder auch nur Länge
und Kürze richtig zu bezeichnen, um unser an das Satzbild
der Schriftsprache gewöhntes Auge nicht zu stören.

Mancher fremde Besucher Freiburgs wird im Sommer und
Winter vielleicht vergeblich nach dem Wasser Dreisam ausschauen
. Wol sieht er das sorglich eingedämmte, von mehreren
neuen Brücken und Stegen überspannte Flussbett, welches die
alte Stadt von der südlichen Vorstadt Wiehre30 trennt, und erfährt
wol, dass dies die Dreisam vorstellt; aber Wasser sieht er

21 henner, habt ihr. 22 i, euch, Akk., tieftonige Form. 23 eu, euch,
Dat. 24 ufstoh, offenstehen. 25 me, man. 26 ichs, euch das. 27 ivereter,
werdet ihr.

28 Aus „Freiburgs Genius", Freiburg 1838. Sonst auch im Badischen
Sagenbuch von Waibel und Flamm, Bd. Freiburg und Breisgau, 1899, S. 83.

29 Vgl. K. Bohnenberger, Alemannia N. F. I, 1900, S. 124ff.

30 Von mhd. wuor, ivüer, wüere, Damm, Wehr.


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