Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 183
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Die Dreisam

183

Namenbildung beide Glieder ihrem Sinne na£h klar empfunden
worden wären. So sind denn die Namen früh dem Einfluss
der freien Sprache entzogen worden und gehen in mancher
Beziehung eigne Wege, zeigen teils den frühern, teils den
spätem Lautstand gegenüber der Sprache ihrer Zeit. Wenn
wir also schon früh, in noch althochdeutscher Zeit, in den
Zeugenreihen der Urkunden Namen wie Meinar, Meinho, Mein-
hilt, Reinolt, Einhart usw. finden66, so ist durch diese Formen
festgestellt, dass die Verschleifung des g damals wirklich
schon stattfand, wenn auch gleichzeitige Texte sie in ihren
Sinnworten noch nicht aufweisen.

Zwar ist bei unsrer Dreisam eine Form mit -agi- oder
-igt- nicht überliefert wie beim Traisen in Niederösterreich,
und zwar ist die Form mit -ai- beim Traisen ganze hundert
Jahre später bezeugt als bei der Dreisam; doch ist die Möglichkeit
der Verschleifung von -agi- in ai schon im 9. Jahrhundert
vorhanden67.

Das einzige deutsche Wort, das zur Erklärung des Namens
unsrer Dreisam in Betracht kommen würde, ist das, wie es
scheint, oberdeutsch nur in Ortsnamen belegte treis, trais = unbebautes
Land, das in Mitteldeutschland sich häufig findet,
und das H. Schreiber für keltisch ansah. Aber schon E. Förstemann
hat auf die Verbindung verzichtet, und zwar aus Gründen
, die auch für uns zwingend sind, nämlich die Unmöglichkeit
, dies treis auf altes Hragis zurückzuführen, wie doch durch
die Namenüberlieferung des niederösterreichischen Traisen gefordert
wird68.

00 Neugart, Cod. dipl. Alem. I, S. 235 Beinhart Löffingen 838; I, 257
Einhart Denkingen in der Bertoldsbaar 846; I, 87 Baingerus Seitingen b.
Speichingen 786, I, 584 Beinger Männedorf am Zürichsee, I, 421 Benger
Heldschweil im Turgau 879. Eigpert I, 446, Turgau 884 stellt offenbar
eine Ubergangsstufe dar. Auch Einhardus ep. Spirensis I, 565 Straßburg
913 kann erwähnt und auf Einhart, Karls Minister, verwiesen werden.
Ob Haino I, 31 759 und Tailo I, 48 769 hierher gehören, ist zweifelhaft.

67 Zur Frage können verglichen werden: K. Weinhold, Alem. Gram.
§ 56, S. 54; Mhd. Gram. § 89, S. 79; W. Wilmanns, Deutsche Gram.
I, § 81, S. 66. H. Fischer, Zur Gesch. d. Mhd. Tüb. 1889.

68 Altd. Namenbuch2 II 479, vgl. Grimm, Wtb. II, 1408.


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