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Johann Michael Moscherosch und sein Geburtsort Willstätt 191
ich mir vor über den blauen Berg in ein ander Land und Reich
zu ziehen, umb zu sehen, ob da Selbsten Treu und Religion,
Glauben und Redlichkeit auch so vermummet, oder ob sie
besser zu finden, Ehrlicher gehalten oder belohnt würden?"
(Ges. I 8). Der Weg ging über Nancy, wo er in der
Herberge zu St. Nikolaus am 31. August ankam. Von hier
ging es mit der „ordinari" Kutsche nach Paris, von da nach
Orleans und zu Wasser die Loire hinab, wo er die Städte
Blois, Amboise, Tour und Angiers besuchte. Mittlerweile war
es Winter und er blieb in Angiers bei Monsieur de la Mare,
rue de St. Lo. Im Frühling wurde die Reise bei angenehmem
Wetter über Bourges und Moulins fortgesetzt. Nach 14tägigem
Aufenthalt daselbst ging es weiter nach Lyon, wo er im Lion
d'or abstieg. Im April besuchte er das schöne Grenoble und
die Grande Chartreuse. Das nächste Reiseziel war Genf, wo
er sechs Wochen verweilte. Hier erreichten ihn die Nachrichten
seiner Eltern und seiner Freunde. Auf ihren Wunsch
und „die Aufforderung" entschloss er sich, die Heimreise anzutreten
. Sie führte ihn über Lausanne, Bern, Solothurn,
Basel, Freiburg, Breisach und „fürder über Land" bis in die
„Haymat nach Sittewald" (Ges. I 278). Diese Reise dauerte
fast ein Jahr (August 1624 bis Juni 1625) und war für die
Eltern ein großes Opfer, für den Sohn aber eine treffliche Schule.
Aber damit war die Schaulust Moscheroschs noch nicht
befriedigt. Er verblieb nur kurze Zeit in Willstätt und nahm
sich alsbald vor, das „übrige Weltwesen" auf den Akademien
und andern berühmten deutschen Städten kennen zu lernen.
Er begab sich einige Zeit „in den nechst gelegenen Saur-
bronnen", wahrscheinlich Peterstal. Alsdann besuchte er im
Sommer und im Herbste 1625 die Akademie Tübingen, wo
er den Gelehrten Lansius hören wollte. Nach der Rückkehr
weilte Moscherosch bis zum August wieder in Willstätt, von
wo aus er seine Stelle als Hofmeister bei dem Grafen Johann
Philipp II. von Leiningen -Dagsburg antrat. Während des
Aufenthalts als Hofmeister auf der Burg Hartenburg bei
Dürkheim lernte er Esther Ackermann, die Tochter eines
Frankentaler Juweliers, kennen, die ihm nach der Trauung
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