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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 195
(PDF, 70 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1907/0215
Johann Michael Moscherosch und sein Geburtsort Willstätt 195

„Doch, ach Melander, wan Du kommst nach Sittewald

Und die vor schöne Stätt ietzt siehest in gefilden,

In Kirch, Schloß, Gärten, Wühl und Häusern so verwildern,

Die durch Unmänschen grimm verstelte ungestalt,

Ach, so beseuffze doch mein armes Vatterland!

Das Haus, darinn ich bin an diese Welt gebohren,

Das ist durch Schnauberey im Feur und Rauch verlohren. —

0 weh uns Teutschen, weh! Es ist nicht umb die schand

Noch umb den spott allein: Es ist vielmehr des schad

Des armen Teutschen lands, das lang genug gelitten,

Und wider seinen Ruhm und Freyheit selbst gestritten."

Seit dieser verhängnisvollen Katastrophe Sittewalds begegnen
wir keinem Einwohner des Namens Moscherosch11
mehr. Die beiden in Willstätt verheirateten Schwestern
haben jedoch Nachkommen im Dorfe zurückgelassen, so dass
auch heute noch Willstätter ihre Verwandtschaft auf den
Kirchenschaffner Michael Moscherosch werden zurückführen
können. Da die Moscheroschischen Erben ihre Güter alle in
der Willstätter Gemarkung liegen hatten, so traten sie noch
oft in Beziehung mit ihrer alten Heimat. Am 14. Juni 1647
treffen wir Johann Christoph Moscherosch (geb. am 13. Juli
1617), Barbier und Wundarzt in Straßburg, wo er sich das
Bürgerrecht erworben hatte, wieder in Willstätt, um sich an
diesem Tage eine Geburts- und Abschiedsurkunde ausstellen
zu lassen. Auch Maternus Moscherosch weilte in Straßburg
und war Schuhmachermeister seines Berufs. Er war viel
jünger als Hans Michael, der in angesehener Stellung als
Straßburger Fiskal ganz andere Lebensbedingungen hatte.
Jedenfalls haben sich die 'Brüder nichtsdestoweniger nahegestanden
. Auch Maria Salome, die 1629 den Willstätter
Schwanenwirt Rapp heiratete, weilte in Straßburg, während
eine andere Schwester Amalia ihren Hausstand in Lichtenau

11 In Straßburg und im Elsass kommt noch heute der Name „Moschen-
ros" vor. Dies ist die älteste Namensform von dem spanischen „Musen-
ros". Moscherosch fand ich nicht mehr im Elsass als Familienname, wo]
aber (in Straßburg) „Moschenrosch", eine Form, die uns auch in französischer
Schreibweise für den Satiriker begegnet. „Moscherosch" ist nur
Willstätter Form, die zuerst „Moschorosch" hieß.

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