Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 206
(PDF, 70 MB)
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Kahle

sehr zu beklagen. Gelegentlich geschieht aber solches doch,
wie z. B. Andree in seiner braunschweigischen Volkskunde
aufführt. Im Söllinger Wald sind die Hausväter zusammengetreten
und dulden keine unbeaufsichtigten Spinnstuben.
Wie durch Unverstand uralter Brauch leicht unterdrückt
werden kann, habe ich gerade in dem erwähnten Langental
gesehen. Dort findet an Fastnacht alljährlich das Wälzen
eines Feuerrads statt. Dazu bedarf es vieler Bunde Stroh
und diese heischt die Jugend vorher von den Bauern. Vor
ein paar Jahren nun wollte der zuständige Gendarm dagegen
als gegen Bettelei einschreiten. Nur mit Mühe wurde
es verhindert. Wäre das Verbot durchgeführt worden, wäre
dem alten schönen Brauch natürlich der Todesstoß versetzt
worden. Ins selbe Kapitel gehört es, wenn vor vielen Jahren
ein Schullehrer desselben Orts, das alte Lied, das man zum
Wälzen sang, abschaffte — kein Mensch im Dorf mehr weiß,
wie es lautete — und dürch das bei dieser Gelegenheit durchaus
unpassende „Goldene Abendsonne" ersetzte! Wie alte
Bräuche sich wieder beleben lassen, zeigt der allmählich berühmt
gewordene Heidelberger Sommertagszug, der jetzt sogar
in Mannheim, wo die Sitte ganz erloschen war, wieder
aufgelebt ist.

Zu den Beschäftigungen, bei denen noch der Volksgesang
ertönt (S. 149 f.), gehört für unsere Gegend z. B. noch das
Hopfenzupfen („hoppezoppe"), so z. B. in Mückenloch, einem
Dörfchen im Bauland. Das uralte geistliche Volkslied „Maria
die wollt wandern gehn" (S. 164), führt Krapp (Odenwälder
Spinnstube Nr. 185) mit dem Anfang „Maria ging ans Wallen"
auch aus Schaafheim im Odenwald an.

Dass man durch zauberischen Gesang den Bann des Grabs
sprengen kann (S. 197), glaubten auch die alten Skandinavier.
So erweckt Svipdag in dem eddischen Gedicht Grögaldr durch
Gesang seine Mutter Gröa, um sich Rat und Hilfe von ihr zu
holen, so die Hervor ihren Vater Angantyr, um den Tyrfing,
das zauberische Schwert, zu erhalten. Dass der isländische
Dichter des 17. Jahrhunderts, Hallgrimur Pjetursson, der auch
noch nach dem Volksglauben die Macht besass, Tote aus dem


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