Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 208
(PDF, 70 MB)
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208

Kahle

Dunkel ists draußen, mich dünkt, es sei Zeit
Zu befahren das feuchte Gestein,
Zu reiten ins Kiesenland:

Wir kehren beide zurück, oder uns beide wird fangen
Der von Stärke strotzende Thürs. (Gering.)

Schön spricht sich hier aus, wie der Reiter sich eins mit dem
Ross fühlt, ein Schicksal erwartet sie beide. Und den Rossen
als Todesboten (S. 251) reiht sich an Grani, das Ross des
Sigurd, das ohne Reiter vom Thing heimkehrt, auf dem der
Held nach dieser Überlieferung erschlagen worden ist. Wie
Gudrun, die Gattin, zu ihm tritt, lässt er das Haupt hängen,
feucht ist sein Auge, er wusste, dass sein Herr gefallen (Gud-
rünar kvida II), und wie das Ross des getöteten Kosacken wild
umherläuft, mit den Hufen wühlt und scharrt und klagend
wiehert, so ist auch Grani mit Schweiß bedeckt und weithin
erdröhnt das Getöse, das er macht.

Auf S. 241 wird eine anmutige Strophe eines neugriechischen
Volkslieds erwähnt, die von einer allerliebsten jungen Wäscherin
handelt:

Das Lüftchen hob ihr leicht
Das runde Unterröckchen,
Dass eben kam hervor
Der Knöchel ihres Fußes:
Da strahlte rings das Meer,
Die ganze Welt erglänzte.

Daran klingt in merkwürdiger Weise die Schilderung an,
die der Gott Freyr, im eddischen Lied Skirnismäl, von der
schönen Riesentochter Gerdr entwirft, die er vom Hochsitz
Odins gesehen hat:

In Gymirs Gehöft gehen sah ich

mir liebe Maid;
Vom Glanz ihrer Arme erglühte der Himmel

und all das ewige Meer. (Gering.)

Das älteste — und zugleich eins der schönsten — Beispiele
vom heimkehrenden Toten und der Macht der Tränen
(S. 298 ff.) bietet uns das zweite eddische Lied von Helgi. Von
Walhall kehrt der Held noch einmal zum Grabhügel zurück
— der Tote ist also hier nicht, wie so oft sonst an die Be-


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