Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 209
(PDF, 70 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1907/0229
Zu Otto Böckels „Psychologie der Volksdichtung" 209

gräbnisstätte gebannt —, um noch einmal der geliebten Sigrün
im Arme zu schlafen. Mit Reif ist sein Haar bedeckt, sein
Leib trieft vom Leichentau, eiskalt sind seine Hände, seine
Wunden bluten, und er bittet die Gattin, dass sie die strömenden
Bäche stillen möge. „Wie kann ich Hilfe, o Held,
dir schaffen?" fragt diese ihn. Und die Antwort lautet:

„Du selber, Sigrun von Sewafjoll,

Du glänzende Sonne im goldnen Schmuck,

Bist schuld, dass Helgi von Harmtau trieft:

Täglich weinst du, Tochter des Südens,

Eh ins Bett du gehst, bittre Tränen;

Als Blut fällt jede auf des Fürsten Brust,

Kalt und eisig und kummerschwer. (Gering.)

Und das älteste, sicherlich auf volksmäßiger Grundlage
beruhende deutsche Beispiel vom grimmen Humor der Helden
(S. 307) haben wir wol in der Szene des Waltharilieds, in der
die Helden Gunther, Walther und Hagen nach grausem Kampf,
in dem der eine ein Bein, der andere eine Hand, der dritte
ein Auge verloren hat, versöhnt beim Gelage sitzen und sich
gegenseitig in wilden Scherzreden schrauben.

Die gegenseitigen Schraubereien der Helden vor Beginn des
Kampfs (S. 328) kannten auch die Nordländer. Auch hier
liefert uns die Liederedda wieder Beispiele. Im Lied von Helgi,
dem Sohne des Hjörvard, wechseln Helgi und die Riesentochter
ein Scheltgespräch, allerdings handelt es sich hier nicht um
einen Kampf, sondern darum, die Riesin so lange aufzuhalten,
bis der Strahl der aufgehenden Sonne sie trifft und in Stein
verwandelt. Scheltgespräche bieten auch die beiden Lieder
von Helgi dem Hundingstöter dar, und weiteres Material findet
man bei Heusler und Ranisch, Eddica minora, s. LXXI.

Der Bauernbursch, der ein stolzer Reiter werden will und
von seiner Mutter mit Ofengabel, Stubentür und Rührkübel
ausgestattet wird (S. 341), hat einen berühmten Vorgänger
im jungen Parzival, den seine Mutter bei seinem Auszug in
die Welt in Narrenkleider steckte.

Dass das deutsche Volkslied — meist mit dem Kotzebueschen
Anfang „es kann ja nicht immer so bleiben ..." Na-

Alemanuia N. F. 8, 3. 14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zgb1907/0229