Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 217
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Lücken im niederalemarmischen Wortschatz

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gister' bei, das die dem Basler unverständlichen Lutherworte
'auff unser hochdeutsch außlegen' sollte \ für uns eine unschätzbare
Fundgrube wortgeschichtlicher Belehrung. Der Versuch,
die Wörter zusammenzustellen, die einer bestimmten deutschen
Mundart abgehen, denn allein so betrachtet hat Petris Verzeichnis
Wert für die heutige Wissenschaft, ist seit den Tagen
Adam Petris und seiner Nachtreter nicht wiederholt worden,
trotzdem die Bedeutung der Sache aus vielen Artikeln des
Deutschen Wörterbuchs und namentlich von Kluges Etymologischem
Wörterbuch in die Augen springt. Zwar ist die Forderung
anerkannt, dass ein Dialektwörterbuch den vollen
Wortschatz seines Gebiets darstelle und auf Lücken darin
aufmerksam mache, und sie wird auch befolgt, so um nur
zwei der wichtigsten neueren Werke zu nennen, von Hermann
Fischers Schwäbischem Wörterbuch sowie von Martins und
Lienharts Wörterbuch der elsässischen Mundarten, aber solche
Mitteilungen sind weit verstreut und müssen es sein: dass Hass,
feindlich, rein dem Schwäbischen fehlen, findet man bei Fischer
unter Pfaffehass 1,1001, blond 1, 1214 und pur 1,1532, dass die
elsässischen Mundarten Arzt, Gerichtsvollzieher und Schwiegersohn
nicht kennen, erfährt man bei Martin und Lienhart unter
Arzt 1, 71a, Hüssje 1, 386a und Tochtermann 1, 686a, also unter
dem Ersatzwort oder ganz gelegentlich und nur selten unter
dem fehlenden Worte ' selbst. Aber auch wenn es stets hier
zu finden wäre, müsste ein großer Teil dieser Angaben für
den, der nicht die umfangreichen Wörterbücher von Anfang
bis zu Ende durcharbeitet, verloren bleiben, denn wer kann
überall die rechte Fragestellung kennen, wer bei Wörtern wie
naschen, reichen, besuchen, daher, deshalb auf den Verdacht
kommen, sie könnten in oberdeutschen Mundarten fehlen? Und
doch ist die Kenntnis wichtig für die Karakteristik der Schriftsprache
wie der Mundarten, namentlich für die Frage, auf
welcher mundartlichen Unterlage der Wortbestand der Schriftsprache
ruht (vgl. Hermann Paul, Münchener Sitzungsberichte,

1 Neugedruckt bei Friedrich Kluge, Von Luther bis Lessing,
4. Aufl., S. 94—100.


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