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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 237
(PDF, 70 MB)
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Einiges über die Karlsruher Mundart

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von uns Schülern gar kräftig von den Klängen durchsetzt, die
ihren Nährboden in der Altstadt haben, in dem sogenannten
„Derfle" — „Dörflein", wo die „Karlsruher Briganten" hausen —
„Du Derfles-Brigant" war einer der stärksten Schimpfnamen
unter den Schülern. Als Führer aber durch den Karlsruher
Wortschatz wähle ich den Ortsdichter, der einst vor Jahren mein
Nachbar war, den erfolgreichen Humoristen Fritz Römhildt,
genannt Romeo, der vier Bändchen Gedichte in Karlsruher
Mundart veröffentlicht hat: „Hypochondergift", schon in
zweiter Auflage vorliegend; „Pfefferkörner"; „S'Schpani-
sche Röhrle", zurzeit vergriffen, und „Senfpflaschter".
Keineswegs jedoch strebe ich dabei nach Vollständigkeit, sondern
will nur einige Züge hervorheben, worin sich zeigt, dass
in der Karlsruher Mundart, wie in jedem andern Sprachgebiet,
die beiden gleichen Grundkräfte des Sprachlebens tätig sind:
einerseits die gleichmäßige Entwicklung der Laute nach bestimmten
Richtungen, anderseits Neubildung der Formen nach
ähnlichen Verhältnissen — Lautgesetz und Analogie, wie die
Sprachwissenschaft sagt. Auch die Karlsruher Mundart ist also
nicht etwa eine Verstümmlung der Schriftsprache, sondern bewahrt
manche Laute und Formen, die uns einen ältern Zustand
aufweisen, als er in der Schriftsprache vorliegt; und so kann
auch die Karlsruher Mundart eine Fundgrube sein für das geschichtliche
Verständnis unserer Muttersprache. Da für diesen
Zweck eine bis ins einzelne genaue Darstellung der Lautgebung
nicht unbedingt nötig erscheint, verzichte ich dabei auf Verwendung
der künstlichen Lautschrift und suche mit den gewöhnlichen
Schriftzeichen möglichst auszukommen.

Wenn wir nun gesagt haben, die Karlsruher Mundart sei
breit, aus welchen Eigentümlichkeiten erklärt sich dieser Eindruck
? Da ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die Umlaute
ü und ö ohne Lippenrundung, also mit breiter Lippenstellung
gesprochen werden, so dass ö als e und ü als i erscheint: Bier

- ■■ Tür, Zieg = Züge, iwwer = über; bletdich = plötzlich, Kerivle

— Körblein, greeßer = größer. Sodann werden die zusammengesetzten
Vokale ai, ei und au in einem Teil der Fälle mit
breitem, langem aa als aai und aau gesprochen, wofür als
klassisches Beispiel öfters angeführt wird: zivaai ivaaiche Aaier
= zwei iveiche Eier. Aber in dem andern Teil der Fälle erscheint
kurzes ai und au, wie in wait = iveit, Aifer = Eifer,


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