Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 241
(PDF, 70 MB)
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Einiges über die Karlsruher Mundart

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jektiv, in dem es heißt: er hat der Fisch gesse, er hat en
heller Kopf, er geht an der Rhein, nicht zu vergessen die klassische
Redensart: en rechter scheener Gruß an Ihnen Ihr Mann;
mit diesem sogenannten „rheinischen Akkusativ" ist folgerichtig
der letzte Unterschied zwischen Nominativ und Akkusativ
verwischt, indem diese beiden Fälle ja auch in der
Schriftsprache im Plural immer und im Singular mit geringen
Ausnahmen (der oder ein guter Knabe, den oder einen guten
Knaben) miteinander übereinstimmen: Wortstellung und Zusammenhang
machen eine Unterscheidung in der Form überflüssig
, wie das Französische und Englische zur Genüge beweisen
. Wie in allen deutschen Mundarten, so wird auch in der
Karlsruher der Genetiv ersetzt durch Umschreibungen mit von
wie z. B.: das Dach von dem Haus dort oder — bei lebenden
Wesen — mit dem besitzanzeigenden Fürwort; meim Vadder
sein Hut, dem Hund sein Maul; und nur in versteckten Resten
erhalten sich alte Genetive in Formen von Eigennamen oder
Titeln wie 's Vierordts, bei 's Wernleins, 's Archidelcts, 's Direli-
ders, wodurch die Angehörigen einer Familie bezeichnet werden:
«s liegt hier der Genetiv Singular vor, bei dem ein Substantiv
wie Familie, Haus zu ergänzen ist.

In der Abwandlung der persönlichen Fürwörter ist zu
bemerken, dass mir, mer, für wir und anderseits dir, der für
Ihr erscheint, wobei wol Angleichung des Plurals an den Anlaut
des Singulars mitgewirkt hat; ausgegangen aber sind diese
Gebilde von der Wortfolge geben wir, das sich zu gewwemir
-angleicht, und gebet Ihr, nachlässig ausgesprochen gewwedir,
worauf dann mit falscher Wortabtrennung ein mir und dir erschlossen
wurde, mit Anklang eben an meiner, mir, mich und
deiner, dir, dich des entsprechenden Singulars. Wenn das sogenannte
unbestimmte Fürwort man abgeschwächt als me, dann
.aber auch als mer erscheint, so ist diese Form wol gebildet
nach alten Doppelformen wie me: mer, e: er (vgl. S. 163), ferner
nach da, dabei: dar, darin; wo, womit: woran; hie, hiemit: hier,
hierauf; vielleicht hat auch das Muster des Pronomens er eingewirkt
. Bei der Komparation sind beachtenswert die Formen
heecher und näächer statt höher und näher in Angleichung
an die Grundformen hoch und nach = naJie.

Ebenso sind bei der Abwandlung der Zeitwörter manche
Ausgleichungen zu finden. So heißt es er gebt, lest, helft, trefft,

Alemannia N. F. 8, 3. j(j


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