Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 249
(PDF, 70 MB)
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Zum ländlichen Hausbau

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'Papier, BriefF und Handschriftlyn5, die Quelle so manchen unnötigen
Prozesses sorgsam verwahrt sind. Ein ehrwürdig Institut
aber darf nirgends fehlen, das ist der kolossale Kachelofen mit
seinen steingedeckten übereinander geschichteten Ofenbänken.
Dieser Ofen hat eine kulturgeschichtliche Bedeutung. Die
Ofenbank heißt nicht umsonst die cKunst' oder 'Chunscht'; auf
ihr liegt der Wälder der edeln und freien Kunst des Nichtstuns
und Schnapstrinkens ob, auf ihr brütet er seine feinsten Pfiffe
und Schliche aus, auf ihr träumt er seine schönsten Träume .. .
als unbewusster Pfleger historischer Sitte (ceterum intecti totos
dies juxta focum atque ignem agunt, Tacitus Germ. c.
XVIII) ...

Auf der Hochebene seiner Berge, die nur durch wenige und
unzureichende Straßen in notdürftiger Kommunikation mit dem
Rheintal gehalten sind, und in der scharfen Gebirgsluft ist der
Hauensteiner wolkonserviert geblieben; er ist von allen
Schwarzwäldern derjenige, der am meisten ehrwürdigen Rost der
Vergangenheit — aerugo nobilis — angesetzt hat, und die
Strömungen der letzten Jahrhunderte haben ihn, der so ziemlich
'außer, neben und hinter der Welt' sein Dasein abspinnt, nicht
angehaucht. Während unten im Rheintal, wo seit Casars Zeiten
der levissimus quisque Gallorum seine Zuflucht gefunden und
allerhand fremdartige Ansätze aus der Wanderung der Völker
sitzen geblieben, bunte Vermischung der Stämme stattfand, blieb
die hier oben sesshafte rein alemannische Völkergruppe in den
geographisch streng abgeschlossenen Grenzen ihres Territoriums
auch physisch in sich abgeschlossen . . . Auch ist er der einzige
Schwarzwälder, dem jener Trieb des Wanderns in die weite
Welt, des Handelns und Geldverdienens fehlt. —

Scheffels anschauliche Schilderung und unsre Bilder zeigen
uns die Eigentümlichkeiten von Hotzentracht und Hotzenhaus.
Die Tracht — eine der schönsten und karaktervollsten des
Schwarzwalds — ist leider völlig verschwunden. Wo sie noch
auftritt, wie auf unserm Bild des Balthasarhofs zu Hottingen,
ist sie künstlich hervorgeholt. Und auch in solchem Falle zeigt
sie sich alter Eigentümlichkeiten beraubt, wie z. B. ein Blick
auf die Bilder beweist, die Josef Bader dem ersten Jahrgang
(1839) seiner Badenia beigab. Es ist uns nicht mehr vergönnt,
jenes bunte Bild vor der Säckinger Fridolinskirche zu schauen,
das Scheffel so anziehend beschrieben hat. Fünfzig Jahre der


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