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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
23.1907
Seite: 253
(PDF, 70 MB)
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Zum ländlichen Hausbau

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Ich will nicht verfehlen, auch die Mitteilungen hier zu
veröffentlichen, die mir Herr Hauptlehrer P. Koch zu Freiburg
i. B. auf meinen Wunsch über die Strohdächer in seiner Heimat
auf dem Winterhauch am Katzenbuckel bei Eberbach im Odenwald
gemacht hat.

Meine Ansichten über das Strohdach stützen sich lediglich
auf eigene Erfahrungen. Das heutige Strohdach ist nicht mehr
das, was es früher war. Die Vernachlässigung gründet sich darauf,
dass seitens der Beamten dahin gewirkt wird, das Strohdach
gänzlich zum Verschwinden zu bringen. Der Bauer lässt deshalb
das bisherige Strohdach ohne Ausbesserung liegen, bis Ersatz
durch Ziegel notwendig wird. Früher setzte. man seinen
Stolz in ein schönes Strohdach. Zum Decken hatte man nur
sogenannte gelernte Decker. Jeder Bauer weiß wol, dass ein
Strohdach teurer zu stehen kommt als ein Ziegeldach5; das
schönste Stroh wurde „ausgeschlagen", so dass kurzes Stroh
und gebrochenes in Wegfall kam, in „Schaben"6 zusammengebunden
und beim Decken verwendet. An den Giebelseiten,
woran sich das Dach anschließt, wurden Weiden eingesteckt
und zum Schutze umgebogen. Der Wind vermochte darum
hier nicht sein Zerstörungswerk einzusetzen. Beim Decken
wurde Lehm verwendet, den man mit Spreu, „Hälwe", vermengte
, jedenfalls zur besseren Haltbarkeit. Das Stroh wurde
dachziegelähnlich aufeinander gelegt und die abgeschnittenen
Enden mit Lehm beworfen. Dabei wurde am Stroh nicht gespart
; je dicker es aufgelegt wurde, desto dauerhafter und auch
wolfeiler war das Dach.

Die Bedenken, die so oft über die Feuergefährlichkeit des
Strohdachs geäußert werden, treffen nicht voll und ganz zu.
Früher hat es bei der Strohdachdeckung nicht mehr gebrannt,
als heute bei dem Ziegeldach. Ich habe selbst einmal bei einem
Brande gesehen, dass Funken auf ein nebenstehendes Strohdach
fielen; sie haben das Dach nicht entzündet. Wol ist ein frisch
gedecktes Strohdach leichter zu entzünden als ein älteres. Mit
der Zeit verbindet sich nämlich die Lehmmasse so mit dem Stroh,
dass man auf dem Dach gehen kann, ohne einzusinken. Die
Entzündbarkeit ist deshalb nicht so groß als man glaubt. Ist

5 Doch wol nur da, wo das Stroh gekauft werden musste.

6 Mhd. schoup = Strohbüschel.


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