Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 37
(PDF, 69 MB)
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Die Mundart des Dorfs Waclibaeh

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Lebensweise, zäh festhaltend am Althergebrachten, widerstrebend
gegen Neuerungen. Industrie findet sich weder im
Orte selbst noch im ganzen Umkreis, so dass also die Reinheit
der Mundart, wofern Industrie überhaupt eine Gefahr für den
Dialekt bedeutet, von dieser Seite nicht gefährdet erscheint.

Die Mundart selbst ist ostfränkisch. Politische und
Sprachgeschichte sprechen hierfür. Freilich ein mit vielen
schwäbischen Elementen durchwachsenes Ostfränkisch. Gilt
ja doch auch der württembergische Franke in der Fremde so
gut wie der Altwürttemberger als Schwabe. Es einer ostfränkischen
Untermundart zuzuweisen, ist nicht möglich, bevor
man nicht gewisse lautliche Merkmale für eine derartige Scheidung
festgelegt hat. Es ist folglich auch ziemlich willkürlich,
wenn es nach Bremer, dessen Sprachgrenzen in Karte 26 der
„G. d. schw. Ma." wiedergegeben sind, zum Taubergründischen
gerechnet wird, nach Hlg. aber (§ 1) als hohenlohisch
gilt. Die gleichfalls von Bremer stammende Lautkarte in
Hlg. Gr. zieht die Nordgrenze für das Hohenlohische bis
stark vor Tauberbischofsheim, etwa bis Lauda und Dittigheim.
Tatsache ist allerdings, dass letztgenannte Orte mannigfach von
Tauberbischofsheim abweichen, wie ich aus eigener Beobachtung
feststellen konnte. Doch geht es wol nicht an, dies
alles für Hohenlohisch anzusehen. Als äußerste Nordgrenze
dieser Mundart, die man allgemein in W. als eine von der
heimischen Sprechweise verschiedene ansieht, könnte etwa das
5 km entfernte Herbsthausen gelten. Mit derartigen Einteilungen
ist aber gar nichts gewonnen, wenn sie nicht auf
streng empirischen Untersuchungen sich aufbauen. Ganz derselbe
Fehler, den man so oft bei Betrachtungen über die Eigentümlichkeiten
eines Volksstammes gemacht hat und noch
macht. Behauptungen werden aufgestellt, die Schwaben hätten
jene Eigenschaften, die Franken diese; sie seien — meinetwegen
— „falsch, fromm, frech und fein". Sicherlich würde
man oft zu Anschauungen gelangen, die den landläufigen geradezu
entgegengesetzt sind, oder doch herausfinden, dass diese
oder jene als spezifisch fränkisch geltende Eigenschaft ebensogut
schwäbisch ist, falls man sich einmal die Mühe nicht verdrießen
ließe — und niemand wäre hierzu mehr berufen, als
Geistliche und Lehrer —, jedes Dorf nach seiner Eigenart zu
karakterisieren.


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