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Dietzel
§ 75. Zusammenfall des mhd. z mit mhd. s, der im
Nhd. durchweg eingetreten ist, hat in der Ma. nur statt nach
r, indem hier beide Laute zu s sich entwickeln.
h§rs (mhd. hirz, hirz) Hirsch; antdrst (mhd. anderem)
anderes; nicht aber der s-Laut, sondern s steht in Zusammenziehungen
, w§rtrs werdet ihr es, wird er es; solrstudn(nd) soll
er es tun. Tb. (Hlg. § 123) hat auch in diesem Falle s.
Mhd. 5.
§ 76. Mhd. s erscheint — abgesehen von den unter
§77 aufgeführten Fällen — als stimmlose Spirans im Anlaut
und in der Gemination.
salwd (mhd. salbe) Salbe; sims (mhd. sim(e)z) Sims; sids
(mhd. siieze) süß; kres (mhd. hresse) Kresse; mesing (mhd.
messinc) Messing; m§s (mhd. messe) Messe.
Gegenwärtig macht sich immer mehr die Neigung geltend,
mhd. ss y s wie s zu sprechen, namentlich in IcJäsd (mhd.
küssen) Kissen (vgl. 0. Philipp, D. Zw. Ma. § 42, 2. „s
findet sich noch in einigen Wörtern, wo die Nachbarschaft
von Kehl- und Gaumenlauten die Zurücklegung des s begünstigt
hat").
§ 77. Mhd. s ist vor l, m, n, w, p, t zu s geworden.
Diese Aussprache ist auch die nhd. und kommt mit Ausnahme
von sp, st, das den Übergang offenbar erst später mitgemacht
hat, auch in der Schrift zum Ausdruck.
slggfo (mhd. släfen) schlafen; snaifa (mhd. sniden) schneiden
; smeJc9, smaJcd (mhd. smecJcen, smachen) schmecken; spe§t
(mhd. spcete) spät; speek (mhd. spec) Speck; staaxd Steige;
steeld (mhd. stein) stehlen.
Die Zurücklegung des s findet nicht statt, wenn durch
Ausfall eines e s mit einem dieser Laute zusammentrifft, wie
etwa in raist (mhd. reiset) reist; prost aus prosit.
tseldri Sellerie (Tb. noch dsulggt Salat Hlg. § 50, 3 Anm.)
erklärt 0. Philipp, Zw. Ma. § 43: „ds für s in dscelßri
Sellerie stammt offenbar aus einer Ma., die im Anlaut das s
stimmhaft spricht und den stimmlosen Anlaut des Fremdworts
(franz. celeri) aushilfsweise durch z wiedergab." Diese
Ma. nun wäre etwa die der Deutsch-Lothringer und Luxemburger
; vgl. Follmann I 14 unter z: „Das anlautende s der
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