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Scherzhafte Reime auf das Bauernleben 153
Anders geartet und weit poetischer klingt das nachfolgende
Klagelied eines Bauern, welches noch vor kurzer Zeit in den
oben genannten Bauerngemeinden bei festlichen Anlässen aufgesagt
wurde. Ich habe es aus dem Munde älterer Leute aufgezeichnet
, aber niemand gefunden, der es vollständig hersagen
konnte. Es ist, wol schon weil es leichter zu erlernen ist,
noch besser bekannt, wie die oben mitgeteilten holperigen Gedichte
. Aus dem Hinweise auf das Binden der Schuhe mit
Weidenruten darf wol auf ein höheres Alter geschlossen werden.
Der arme Bur.
1. Bin i nit en arme Bur
Mit Wide7 bind i d' Schue;
Wie wird mer doch mi Lebe sur,
Wie goht es doch so glottrig zue!
2. Scho d' Elleboge gucke rus
Un d' Hose isch verplätzt!
Kai Holz han i vor minem Hus
Im Wald isch es versetzt!
3. Im Stall han i en einzig Pferd
Vu Adams Zite her;
Es isch fürwahr kai Krüzer wert,
De Fuetertrog isch leer!
4. D' Wage hät nu e Laitere bloß
Und d' Egge nu acht Zäh,
Am Pflueg sin beidi Reder los
Jetz duet's bal nimmi meh!
5. In Ofe no, do regnet's dri
I weiß mer schier kai Rot ;
Es könnt fürwohr nit schlimmer si
Kai Holz un au kai Brot!
6. Mi Wib, die wäge8 alls ver-
stoht,
Sie gucket bsässe dri;
Sie bringt mer d' Suppe ohni Brot
Un gl ei de Essig dri!
7. D'r Vogt im Dorf, der mag
mi nit;
Er weiß bistimmt, worum;
I han em gsait: „I bruch di nit;
1 bin allai so dumm!"
8. S' hät mer sogar de Nochber
gsait
Dr Knecht hätt d' Magd, die Fratz;
Sie seie emol im Stall nakeit
Un jedes an sin Platz!
Ein gar derbes Sprichwort, welches in der hiesigen Gegend
noch gang und gäbe ist, gehört noch hierher. Es lautet: „E
Bur un e Stier isch ei Dier." Verwandten Sinn hat schon der
7 Wide = Weide. In früheren ärmeren Zeiten waren auf dem Walde
Holzschuhe mit Lederbesatz im Gebrauch, welche mit Weidenruten befestigt
wurden. (Auch der Ersatz für Weidenruten, junge ausgedrehte
Weißtannenäste, wird heute als „Wide" bezeichnet.)
8 Wäge = wahrlich. Beteuerung. (Wegerli bei Hebel.) Mhd. waege.
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