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180 Schwarz
beim Brand „zerschmolzen" und wurde in Speyer neu gegossen.
Auf derselben stehen die Namen des Geh. Hofrats und Oberamtsverwesers
Wieland und sämtlicher Ortsvorgesetzten. Die
Orgel ist 1741 auf Kosten der Gemeinde vom Orgelmacher
Schmahl in Heilbronn um 300 Gulden „erhandelt" worden.
Das alte Taufbuch ist 1734 verbrannt. Das neue geht also
von diesem Jahre an. Das Pfarrhaus steht bei der Kirche.
Die Reihe der Pfarrer kann nicht angegeben werden, weil die
Kirchenbücher verbrannt sind. Doch weiß man, dass hier waren:
Vögtlin 20, Kaißer 10, Figgen 10, Tillman ?? Jahre.
Der jetzige Pfarrer, Joh. Ernst Krafft, ist 1677 in Segringen
, einem öttingischen Flecken, geboren, wo sein Vater
Pfarrer war. Er studierte auf dem Gymnasium zu Heilbronn
und Ulm, 1697 in Wittenberg, kehrte 1700 in sein „Patriam"
zurück und erhielt vom Grafen Albrecht Ernst von Öttingen
ein „Expektanzdekret", welches aber nicht „respektiert" wurde,
weshalb er sich ins Durlachische begab. Hier erhielt er 1705
die Pfarrei Ittersbach, 1716 Linkenheim und 1741 Liedolsheim.
Liedolsheim zählte 1742 140 Bürger; drei Judenhaushaltungen
sind da.
Das Schulhaus steht in der Dettenheimer Straße.
In Eggenstein ist Kirche und Pfarrhaus in gutem
Stand, das Schulhaus dagegen sehr schlecht, wie fast überall,
„weilen die Gemeinen immer ihre Armut vorschützen und sonst
auch nicht gern was zu dergleichen Gebäuden beitragen". Die
Schuljugend ist von dem Lehrer Christian Friedrich Daler wol-
unterrichtet, ausgenommen im Schreiben, woran es fast in der
ganzen Diözese fehlt. Der Lehrer im Filial Schröck (später
Leopoldshafen) ist ein gelernter Schneider.
Die Kirche, ehedem dem hl. Vitus geweiht, liegt mitten
im Dorf. Sie wird im Bau von der Herrschaft unterhalten,
während der massive alte Glockenturm mit Glocken und Uhren
von der Gemeinde erhalten wird. Im Gang des Langhauses
steht ein alter Grabstein mit den Worten: „Fr. Johannes Welther
ex Gottsau, Plebanus hujus ecclesiae, cuius anima requiescat in
pace amen. Ao Dni 1538." Unter den kostbaren Kirchen-
paramenten werden genannt:
Ein „Cofen-farbene damastene Kleydung auf Canzel, Altar
und Taufstein mit Gold gesticktem Corporale ao 1710 von
Sma (Serenissima) Aug. Mar. (Markgräfin Augusta Maria) ge-
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