Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 224
(PDF, 69 MB)
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224

Pfaff

war todesbleich. Der stieg mit einem Schritte uns hinten auf
unsern Wagen und hielt sich mit seiner rechten Hand an unserm
Sitz fest, worauf unsere Pferde schnaubend auf ihren Hinterbeinen
standen; dann ließen sie sich nach ungefähr vier oder fünf Minuten
wieder auf ihre vordem Füße herab und liefen dann in
vollem Trab mit uns davon, und so ging es mit uns bergauf
und -ab; so schien es uns in unsern Ängsten, wobei uns allen
dreien der Angstschweiß über den Rücken lief. Endlich hielt
unser Wagen und es kam uns vor, als hielten wir an einem
großen Gasthof, denn vor uns stand ein drei Stock hohes Gebäude
, das ganz beleuchtet war; aus dem kam, als wir so einige
Minuten davor hielten, ein Männlein mit einem Licht in der
Hand unter die Haustür; das Männchen hatte aber auch so ein
blasses Gesicht wie unser seltsamer Diener, dann machte er mit
seinem schwarzlockigen Kopfe eine Verbeugung, aber wahrscheinlich
galt es uns nicht, denn der fürchterliche Herr stieg
vom Wagen ab und ging in langsamem Schritt gegen die Tür,
und siehe, auf einmal stand der ganze Hausgang ganz dick voll
mit solchen Schlapphutherren, die alle todesbleiche Gesichter
hatten, wie unser Reisegefährte. In dem Hause fing es zu tönen
an, als spielte man Orgel, ja an allen Fenstern des Gebäudes
stand es voll mit so Schlapphutherren. Nun erlosch dem Männchen
unter der Türe sein Licht und es war nun rabenfinster
um uns her; der Kleine ging zum Haus hinein und schlug mit
einem Spottgelächter, dem er noch beifügte: „Die Kinder Israels
werden gewiss auch noch an mich denken", die Türe zu,
so dass wir sehr erschraken. Mein Sundel sagte: „Am End
ist der Kleine das Männlein unter der Linde gewesen, auf den
wir so schlugen." „Ja", sagte ich, „du kannst recht haben,
Sundel. Andres, fahr zu." Andres aber erwiderte: „Wo soll
ich hinfahren, ich und meine Pferde wie ihr auch sehen ja
keinen Weg." Nun wurde ich böse und sagte nochmal: „Andres
, fahr zu, ja in Teufelsnamen, Andres fahr zu!" Nun ging
es vorwärts mit uns, wohin, wussten wir nicht; es dauerte aber
nicht lange, so ging es langsam und noch langsamer. Endlich
hielt unser Wagen still, da fühlten wir an unsern Füßen, als
ständen wir damit im Wasser; wir griffen in der Finsternis um
uns her, kamen auch zu unserm Erstaunen mit den Händen
ins Wasser, die Pferde gingen wieder vorwärts und wir kamen
noch tiefer ins Wasser hinein, ja, es ging uns schon bald unter


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