Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 236
(PDF, 69 MB)
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Pfaff

Luft, er spie Feuerfunken aus seinem offenen Rachen, auf die
Erde zu. Ja, er war so lang wie ein Wiesbaum und wenigstens
drei Schuh in der Dicke, den Schwanz verzog er wie eine
Schlange. Als er über dem Feuer war, so hielt er ungefähr
zwei Minuten still, dann ließ er sich pfeilschnell in die Mitte
des Feuers herab, so dass das Feuer gleich erlosch; aber zur
gleichen Zeit steckten die vier Schwarzen das Holz, welches sie
zusammentrugen, in Brand, und siehe, statt des Drachen, der
sich ins Feuer ließ, stand jetzt ein großer, schwarzer Mann,
dem ein langer, schwarzer Bart bis auf die Brust hing, dessen
Angesicht war todbleich; auf dem Kopf sass eine spitzige, schwarze
Mütze, und ein schwarzes, langes Kleid ging ihm bis auf die
Füße; er hielt ein schwarzes Szepter in der Rechten und stand
auf einer kleinen Erhöhung ungefähr vier Minuten da; der Wind
und das Donnern hörten auf und es herrschte wieder tiefe Stille
im Halbzirkel; der Haufen schwarzer Männer in der Löwenstraße
verhielt sich ebenfalls ganz ruhig. Der Vater aber sprach
ganz leise: „Bub, passe jetzt auf, was gespielt wird, und verhalte
dich dabei recht schön ruhig." Nun begann der erwähnte,
auf der kleinen Anhöhe stehende schwarze König oder Befehlshaber
der Hölle (Gott sei bei uns) seinen Arm mit dem Szepter
in die Höhe haltend und zugleich die ganze Gesellschaft mit
starrem Blicke übersehend, folgende Worte zu sprechen: „Pona,
mempa, moro" (so verstanden wenigstens die Worte der Vater
und ich). Darauf nahmen die vier schwarzen, bucklichen Kerls
den am Pfahl angeketteten Schwarzen, lösten ihm seine Bande
los, dann winkte der König mit dem Szepter und der Schwarze
wurde augenblicklich von den Vieren ergriffen und ins Feuer
geworfen. Nun ergriff die vorher so lustige Tänzergesellschaft
die neben ihr liegenden Pechfackeln, zündete dieselben an,
und zu gleicher Zeit brannte auch der schwarze Haufen seine
Fackeln an, die beim Löwen standen. Als ihre Fackeln brannten
, schmolz das brennende Feuer aber ganz klein zusammen,
ja immer kleiner, so dass nur noch Kohlen glommen, und so
endlich zur Asche verwandelte, welches die Anwesenden mit
starrem Blick ansahen. Nun kamen zwei Männer mit einer
Tragbahre, auf welcher ein Gefäß von Silber stand, darein wurde
nun die Asche des Verbrannten sehr sorgfältig getan und mit
einem Deckel bewahrt, dann mit einem schwarzen Tuch bedeckt,
worauf an den vier Ecken ein Totenkopf eingedruckt war. Als-


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