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Michael
geworden. Breisach war in österreichischen Händen, Fort
Mortier aber den Franzosen verblieben. Eben gegen dieses und
gegen das dahinter liegende Neu-Breisach galt es jetzt, die alte
Festung verteidigungsfähig zu machen. In der Tat hatte Breisach
, infolge der von dieser Seite drohenden Gefahren, viel von
seiner strategischen Bedeutung eingebüßt. In diesem Sinne
wird auch die erwähnte Äußerung des Markgrafen Ludwig zu
verstehen sein. Und
„Brysach, Brysach förchte Dich,
Fort Mortier frisst Dich"
soll eine Inschrift gelautet haben, die sich irgendwo im Fort
Mortier befand.
Zunächst wurden in den Jahren 1715—1721 umfangreiche
Arbeiten an der „Rheinwuhr", d. h. zum Schutze der Befestigungen
gegen das Wasser des Rheins, ausgeführt. Nach einem
Plane aus dem Jahre 1721 ist u. a. ein ausgedehntes Erdwerk
vor das auf der Nordseite des Rheintors befindliche Rondell
gelegt worden. Dieses wurde damit der Bespülüng durch den
Strom entrückt, nicht aber das Rheintor selbst. An andern
Stellen blieb noch viel zu tun, und die Hauptarbeit an der
Herstellung der Befestigungen sollte 1721 erst beginnen.
In diesem Jahre wurde durch Graf Harrsch und einige
Ingenieure eine eingehende Besichtigung der Breisacher Werke
vorgenommen. Die Ingenieure erstatteten ausführlich Bericht
an den Hofkriegsrat in Wien. Graf Harrsch aber verfasste
einen „Kurzen Begriff des gegenwärtigen Stands der Vestung
alt-Breysach"8, in dem er, auf das abfällige Urteil des Markgrafen
Ludwig zurückgreifend, bemerkte, er habe es ehedem
nicht recht begreifen können, nun aber habe er sich durch den
Augenschein selbst von seiner Richtigkeit überzeugt. Und wenn
auch, so schließt er, der Platz mit allen seinen Werken völlig
hergestellt würde, „bleibet er uns doch wegen dem erbaueten
Neubreysach wenig nütz".
Gleichwol wurden die Arbeiten fortgesetzt. Nicht nur die
aus französischer Zeit überkommenen, zum Teil schon verfallenen
Befestigungen wurden durchweg ausgebessert, sondern auch
eine Reihe neuer Werke hinzugebaut; unter anderem ward die
Fortifikation des Eckartsbergs stark erweitert. Im Jahre 1725
Freiburg, 21. Januar 1721. K. u. k. Kriegsarchiv.
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