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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0016
Seigel

Doch um die Ortsgeschichte von Glatt in das frühe Mittelalter zurückzuverfol-
gen, bedurfte es gar nicht der Lorscher Urkunden von 767. Die erste Erwähnung
von Glatt ist nämlich älter als die für Glatten: Zwischen 729 und 759 schenkte in
Glatt selbst ein alemannischer Adeliger namens Petto dem Kloster St. Gallen Güter
und namentlich aufgeführte Leute in „Clata".

(C.) In Christi nomine. Ego quidam Petto cogitavi dei induidum vel divina retri-
butionem vel pecadis meis veniam promirere, et ut mihi in fuduro mercis boni obiris
adcrescat. Propterea vernacula terre iuris mei in logo noncubantem, quod dicitur
Clata, cum servis et ancellis, ic nomina eorum: Gondaharancum et homnia que
posidit cum oxorem suam et filios et filias, et Rihfredum, sie similiter Uuinifredum,
sie similiter Liuddulfum, sie similiter Causulfum, sie similiter Uuitonem cum soeiis
suis, vic nomina eorum escripta sunt, quod ego Petto donavi ad sagrum saneti
Gallonis pro remedium anime me et a soeiis ibsius, cum agrus, cum pradus, cum silvis,
cum aquis, cum omnia accesibus, cum omni mobilem aut inmobelem, cum filiis et
filias, cum oves et bovis, cum is, qui ad obus vivendum pertinent. Si quis vero, quod
fudurum ese non gredo, si ego ebse aud ullus de eridibus meis vel ulla suposita
presona, qui contra hanc donationem veneret aud agere temtaveret, solvat in fesco
aurum libras • II • et argentum pondira • V • et quod pedet vendicare non valeat,
sed presens ec ebistola omni tempore firma et inlisa permaniat cum extibulationem
supnixa. Actum in signe quod dicitu(r) Glata villa publico. Nodavi quod fici diem
iovis ■ X • kalendas dicembris. Corum ig signacula continuntur: Signum Petonis,
qui anc donationem fieri precebet. signum Airici commedes germani eius. signum
Berterici commedes germani eius. signum Pepones testes germani eius. signum
Lantfreti testes. signum Uultperti testes. signum Ungari testes. Ego Seluester diago-
nus scripsi et in testimonio subscripsi SS 2*.

Die Urkunde ist in älterer (chur)rätischer Schrift geschriebenso. Hier haben wir
nun im Gegensatz zu den Lorscher Urkunden für Glatten nicht nur den ungekürzten
, vollen Wortlaut, sondern auch die Originalurkunde vor uns. Während von
Lorsch für das 8. Jahrhundert über zweieinhalbtausend Urkunden, überwiegend

28 Text nach: A. Bruckner — R. Marichal, Chartae Latinae Antiquiores, II, Olten/Lausanne 1956,
Nr. 161, S. 105 (Taf. 105 Faksimile der Urkunde; davon die hier beigegebene Abbildung). Ältere
Edition bei: H. Wartmann, Urkundenbuch der Abtei San« Gallen, Zürich 1863, I, Nr. 6, S. 6 f.
(mit Angabe der früheren Drucke). — Die Urkunde mißt 34,8 x 12,2 cm. Zwei Schreiber haben an
ihr gearbeitet: Die erste Hand schrieb den größten Teil der Urkunde bis zum Beginn der vorletzten
Zeile (»precebet"). Es scheint, daß nur die beiden letzten Zeilen von dem Diakon Silvester geschrieben
sind, der schreibt, er habe geschrieben (scripsi) und zum Zeugnis unterschrieben (in
testimonio subscripsi). Rolf Spaniel hat sich bei seiner Untersuchung der St. Galler Urkunden mit
dieser Frage beschäftigt und kommt zu dem Ergebnis, daß oft ein untergeordneter Schreiber den
Haupttext oder die ganze Urkunde schrieb, während der übergeordnete, für die Urkundenausstellung
verantwortliche Beauftragte („Scriptor") des Klosters nur mit seinem Namen genannt ist,
oder, wie in unserem Fall, die zwei letzten Zeilen schrieb und am Schluß nach dem „subscripsi*
sein Signum setzte (Rolf Sprandel, Das Kloster St. Gallen in der Verfassung des Karolingischen
Reiches, Freiburg i. Br. 1958 [Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 7] S. 82—88).
Sprandel führt allerdings die Urkunde für Glatt in den von ihm behandelen Beispielen nicht auf;
wegen ihrer unzureichenden Datierung ist sie auch für solche grundsätzlichen Erwägungen weniger
geeignet.

A. Bruckner schreibt auch die bei Wartmann, UB St. Gallen Nr. 40 abgedruckte Urkunde (die
gleichfalls kein Jahresdatum enthält) Silvester zu (Paläographische Studien zu den ältesten St.
Galler Urkunden, Studi medievali, Vol. 4, 1931, S. 12, Anm. 1).
so Dazu Bruckner/Marichal, a. a. O. — A. Bruckner, Scriptoria Medii Aevi Helvetica I, Genf 1936,
S. 17. - Ebenda II, Genf 1956, S. 14. - Ders., Paläographische Studien, S. 10, 12.

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