Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0021
Glatt und Glatten

wie schon angedeutet, auf viele Gebiete vom Niederrhein bis in die Ostschweiz verteilt
. St. Gallen blieb immer auf den alemannischen Raum beschränkt

Kehren wir zu unserem Ausgangspunkt zurück: Glatt und Glatten. Wir sahen,
daß St. Gallen und Lorsch sich in ihren Besitzungen im Glattal treffen; die Schenkungen
in diesen Orten sind für beide Klöster der Anfang eines ihrer Besitzzentren,
wobei St. Gallen vor Lorsch hier Fuß gefaßt hatte. Im 8. und 9. Jahrhundert erhalten
beide Klöster zahlreiche Schenkungen am oberen Neckar. Lorsch hat seinen
Schwerpunkt hauptsächlich im nördlichen Teil dieses Gebiets: im Gäu zwischen
Horb, Nagold, Dornstetten und Ergenzingen; der zweite, kleinere Komplex liegt
südlich von Horb um Empfingen (mit Betra, Fischingen, Wiesenstetten, Mühlheim);
südlich davon liegen noch drei Einzelbesitzungen: Dornhan, Aistaig und Vöhrin-
gen (?). Der st. gallische Besitz in diesem Gebiet ist größer und breiter; er schließt
sich südlich an. Die Berührungspunkte mit Lorsch sind vorwiegend in der Horber
Gegend (Betra, Glatt). Noch im 8. Jahrhundert erhält auch die Reichenau hier Besitz
(Ahldorf, Bildechingen, Buchhof, Dettensee, Dietfurt b. Horb, Fischingen, Nordstetten
, Wiesenstetten [?]). Südlich von Horb läuft also die nördliche Besitzgrenze
von St. Gallen und der Reichenau und die südliche Besitzgrenze von Lorsch im
oberen NeckargebietM. Außer einer Besitzung bei Cannstatt, die zugleich eine seiner
ältesten ist, überschreitet also St. Gallen den Neckar nach Norden nicht, während
Lorsch in fast einem Dutzend Orte Schenkungen südlich dieser St. Galler Besitzgrenze
erhielt". Diese Besitzabgrenzung zwischen St. Gallen und Lorsch ist Rolf
Sprandel40 und Hans Jänichen41 aufgefallen. Jänichen ist der Ansicht, daß sich aus
diesem Zusammentreffen von Lorsch und St. Gallen am oberen Neckar vielleicht
noch bisher unbekannte Zusammenhänge ermitteln lassen, die für die Geschichte
dieser Landschaft von Bedeutung sein könnten.

Schließlich sei noch eine Frage angeschnitten, die sich auch mit der Ortsgeschichte
berührt: Wer waren nun die Schenker an St. Gallen und Lorsch in dieser Gegend?
Bei Glatt haben wir schon gesehen, daß es sich um eine große alemannische Adelsfamilie
handelt, die wahrscheinlich aus Furcht vor den Konfiskationen der Franken
ihr Eigentum an Grund und Boden und an Menschen in Sicherheit bringen wollte.
Die sechs Schenkungen an Lorsch in Glatten zeigen aber doch wohl einen anderen
Personenkreis, nämlich die Schicht der mittleren und kleinen Adeligen, denen in den
Dörfern der Grundbesitz mit von ihnen abhängigen Bauern gehört, die sie zusammen
mit dem Boden verschenken können. Den beiden Schenkern von 767, Hardinc
und Blifrit, begegnen wir im Lorscher Codex nicht mehr. Doch von den anderen
sind weitere Nachrichten überliefert: Reginbert schenkt 768/78 seinen Besitz in

" Die Geschidite von Lorsch und St. Gallen von der Entstehung bis in die Zeit Otto I. verglich
Heinrich Büttner 1964 in einem Vortrag: Lorsch und St. Gallen, in: Lorsch und St. Gallen in der
Frühzeit (Vorträge und Forschungen, Sonderband) Konstanz/Stuttgart 1965, S. 5—20.

38 Es sind hier nicht sämtliche Orte, in denen diese Klöster im Bereich des oberen Neckartals Besitz
haben, genannt, sondern nur eine Auswahl, um die Besitzkomplexe zu zeigen.

" Der nächstliegende große Komplex Lorscher Besitzungen liegt auf der Alb um Melchingen, Erpfingen
, Burladingen usw. (Burichinger Mark). Dazu: Johann Adam Kraus, Zum Lorscher Kodex,
Hohenzollerische Heimat 12, 1962, S. 31 (mit wichtigen Ortsidentifikationen bes. für die hohenz.
Orte).

40 Sprandel, a. a. O., bes. Karte S. 44 (ohne den Besitz in Glatt).

41 In seiner Rezension der Untersuchung Sprandels: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte
18, 1959, S. 368 f.

19


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0021