Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0022
Seigel

Dornhan an Lorsch; 779/83 schenkt Winrich mit seinem Sohn Walther in der Dorn-
stetter Mark 50 Jauchert mit curia und mansus; der Sohn schenkt 786 zwei Jauchert
und eine Wiese in Dornstetten; auch Wanfrit tritt nochmals auf, als er 784/804 seinen
Besitz in der Dornstetter Mark dem Kloster Lorsch schenkt

Zwei der Grundbesitzer in der Glatheimer Mark haben also auch Besitz in der
Dornstetter Mark, und einer ist noch in Dornhan begütert. Wenn in den Schenkungsurkunden
der Besitz nicht einzeln aufgeführt, sondern nur angegeben ist, daß
der Betreffende alles, was er in diesem Ort oder in dieser Mark hat, schenkt, so zeigt
dies, daß wir nur einen Teil des Grundbesitzes der Schenker kennen. Heinrich
Dannenbauer hat in seiner Untersuchung über „Fränkische und schwäbische Dörfer
am Ende des 8. Jahrhunderts" mit Beispielen aus unserer Gegend diese Schicht der
mittleren und kleineren Grundherren, wie sie uns in den Lorscher Urkunden begegnen
, beispielhaft vorgeführt4S.

Daneben oder besser darüber stehen die Schenkungen der Großen. Unter ihnen
ragt Graf Gerold hervor, der Schwager Karls des Großen. Im oberen Neckargebiet
schenkt er 786 Besitz in 15 Orten an St. Gallen und vor seinem Tod (797) an
Reichenau Besitz in 25 Orten44. Sprandel vermutet hinter der großen Schenkung
Gerolds an das Gallus-Kloster eine Sühne für seine Beteiligung an der Opposition
gegen Karl, die nach 783 (Tod der Königin Hildegard) zu einem Aufstand gegen
den König geführt hatte, bzw. die Furcht Gerolds vor der Konfiskation seiner
Güter durch den König45. Hier wäre das Kloster St. Gallen also wieder (wie bei der
Sippe des Petto) als Zuflucht einer gegen die karolingische Herrschaft gerichteten
Opposition zu erkennen.

Bei der Besitzübertragung Gerolds an St. Gallen kennen wir den Schenker und
seine Herkunft; über seine Motive können wir wenigstens Vermutungen anstellen.
Danach bei den Personen, die in Glatten an Lorsch schenken, zu fragen, heißt, sich
auf gänzlich unerforschtes oder vielleicht sogar unerforschbares Gelände zu begeben
. Daß die Verehrung des spätrömischen Heiligen Nazarius viele adelige
Grundbesitzer aus unserer Gegend nach Lorsch geführt und bewogen hat, an das
Kloster oder, wie es die Urkunden richtig sagen, dem Heiligen zu schenken, liegt
auf der Hand. Aber diese großen und kleinen Herren am oberen Neckar hatten ja
die Auswahl zwischen einigen Klöstern; Reichenau und St. Gallen lagen sogar näher
als Lorsch. Waren die Schenker Franken, die mit ihren Oberherren, den Grafen, in
Alemannien eingezogen waren und untergeordnete Funktionen bei der Unterwerfung
und Beherrschung des eroberten Landes wahrnahmen? Wollten sie durch
ihre Schenkungen an Lorsch die Verbindung zu ihrer fränkischen Heimat und ihrem
Heiligen erhalten? Oder waren die Schenker Alemannen, die sich von dem neuen,
aus Rom übertragenen und in Mode gekommenen Heiligen mehr angezogen fühlten
? Wollten sie damit vielleicht zugleich eine Verbindung schaffen zu ihren neuen
Herrschern, die hinter dieser Stiftung standen? Wenn wir sie an ihren Namen erkennen
könnten, wäre das meiste für die Lösung dieser Fragen gewonnen; doch mit

« CL 3314, 3201, 3203, 3197.

*s In: Grundlagen der mittelalterlichen Welt, Stuttgart 1958, S. 271—283 (Nachdruck aus: Festgabe
für Karl Bohnenberger, Tübingen 1938, S. 53—67). — Vgl. dazu: Heinrich Dannenbauer, Bevölkerung
und Besiedlung Alemanniens in der fränkischen Zeit, ebenda S. 284—308 (Nachdruck aus:
Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 13, 1954, S. 12—37).

44 Vgl. Hans Jänidien, Baar und Huntari, S. 102 f.

45 Sprandel, a. a. O., S. 41 f.

20


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0022