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Der schwäbische Adel
dynastischer Geschichtsschreibung bestimmt, in deren Tradition noch Wissenschaftler
wie die später weithin berühmten Donaueschinger Hofarchivare Franz Ludwig
Baumann und Sigmund Riezler1! standen. Sie verstehen sich vielmehr als Teilfragen
eines umfangreichen Komplexes und richten sich auf den Wirkungsbereich des mittelalterlichen
Königtums1', den wir auf Grund differenzierter Einzelforschungen
genauer zu verstehen gelernt haben.
*
Die älteren Arbeiten, die für Fragen des Adels im Gebiet des schwäbischen
Stammes grundlegend waren, sind zum Teil bereits genannt worden14. Im Jahr
1942 hat Hans Walther Klewitz ihre Ergebnisse gleichsam zusammengefaßt und hat
neue Möglichkeiten aufgezeigt15. Auf einer von Theodor Mayer geleiteten Tagung
des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte (1952) 16 - fast alle im
Folgenden behandelten Themen sind in diesem Gremium in Vortrag und Diskussion
in irgendeiner Form einmal erörtert worden17 - wurde hierzu wesentlich
Neues vorgetragen. Insbesondere gelang es, das Hineinwachsen Alemanniens in das
fränkische Reich der Karolingerzeit zu zeigen und dabei die Durchdringung des
Landes durch den fränkischen Adel besonders augenscheinlich werden zu lassen ls.
Die Umschichtung im politischen Gefüge des alemannischen Stammes wurde dadurch
deutlich; die konservativen Kräfte um das alte alemannische Herzogtum, insbesondere
das Kloster St. Gallen, traten als politische Erscheinungen hervor Eine
Anzahl von Arbeiten, die von Gerd Tellenbach angeregt und gefördert wurden,
führten auf diesem Wege weiter: Der fränkische Herrschaftsaufbau in Alemannien
konnte im Bereich mächtiger Adelsfamilien untersucht werden20. Gerade in diesen
Studien stellte sich die Frage nach der Kontinuität mittelalterlicher Adelsgeschlechter
, die schon früh - freilich aus einem rein dynastischen Anliegen heraus - die
11 B. Zittel, Franz Ludwig v. Baumann, in: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 6, 1958,
S. 468 ff.
15 Th. Mayer, Das deutsche Königtum und sein Wirkungsbereich, in: Das Reich und Europa, 1941 *;
neu abgedr. in: Mittelalterliche Studien. Gesammelte Aufsätze, 1959. — H. Mitteis, Formen der
Adelsherrschaft im Mittelalter, in: Die Rechtsidee in der Geschichte, Ges. Abhandl. und Vorträge,
1957, S. 636 ff.
14 Allgemein K. Schmid, Bemerkungen zur Frage einer Prosopographie des früheren Mittelalters,
ZWLG 23 (1964) S. 215 ff. mit weiterer Literatur
15 H. W. Klewitz, Das alemannische Herzogtum bis zur staufischen Epoche, in: Oberrheiner, Schwaben
, Südalemannen, hrg. von Fr. Maurer, 1942, S. 79 ff.
" Die Vorträge sind erschienen in dem von Th. Mayer hrg. Sammelband Grundfragen der alemannischen
Geschichte, Vorträge und Forschungen 1, 1955
17 Die Zusammenstellung der Themen in dem Th. Mayer zum 80. Geburtstag gewidmeten Bändchen
.Theodor Mayer und der Konstanzer Arbeitskreis", Konstanz 1963
18 /. Dienemann-Dietrich, Der fränkische Adel in Alemannien im 8. Jahrhundert, in dem Anm. 16
genannten Werk S. 149 ff., /. Fleckenstein, Fulrad von Saint Denis und der fränkische Ausgriff
in den süddeutschen Raum, in: G. Tellenbach, Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen
und frühdeutschen Adels, 1957 (Forsch, zur oberrh. Landesgeschichte 4)
19 H. Jänichen, Baar und Huntari, in dem Anm. 16 gen. Werk S. 83 ff.; R. Sprandel, Das Kloster
St. Gallen in der Verfassung des karolingischen Reiches, 1958 (Forsch, zur oberrh. Landesgesch. 7)
*° /. Fleckenstein, Ober die Herkunft der Weifen und ihre Anfänge in Süddeutschland, in: Studien
und Vorarbeiten (wie. Anm. 18); K. Schmid, Königtum, Adel und Klöster zwischen Schwarzwald
und Bodensee, ebd.; Fr. X. Vollmer, Die Etichonen, ebd.
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