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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0030
Schwarzmaier

Geschlechter hervorgingen, denen im späteren Mittelalter die Schaffung eines territorialen
Fürstenstaates gelang.

Es ist nochmals zu betonen, daß die hier aufgerissene Problematik in der Frage
nach der Struktur des Adels und der Herausbildung adliger Herrschaften zusammenläuft
, mit anderen Worten in der Frage nach der Gesellschaftsschicht um die Wende
zum 12. Jahrhundert. Eine Reihe bemerkenswerter Arbeiten haben hier wichtige
Antworten gefunden M. Soweit man sie schon jetzt verallgemeinern kann - denn
alle genannten Forschungen waren an ein landschaftlich begrenztes Thema gebunden
und berücksichtigen die Möglichkeiten lokaler Sonderentwicklung - läßt sich
sagen, daß in dieser Zeit der Trend zur Herrschaftsbildung, wenn auch vielleicht nur
im kleinsten Umfang einer von einer Burg oder einem befestigten Herrensitz bekrönten
Dorfherrschaft, unaufhaltsam war. Mächtige Familien, die über einflußreiche
Ämter, Grafschaften, Vogteien verfügt hatten, gingen voraus und nützten
die Schwäche des Königtums zur Ausbildung einer königsgleichen Stellung in ihrem
Einflußbereich; kleinere Familien folgten diesem Beispiel. Das 12. und 13. Jahrhundert
zeigen uns dann eine zumindest scheinbar abgeschlossene Gesellschaftsschicht
hoch- und niederadliger Herrschaften, in die freilich die aufkommende Ministeriali-
tät neue Bewegung brachte. Dabei scheint es jedoch, als ob die breite Schicht des
Adels qualitativ nicht von den wenigen unterschieden wäre, die durch Amt, Titel
und Königsnähe aus ihr herausragen. Mit ihnen zusammen bilden sie ein durch Verwandtschaft
verbundenes Konglomerat: im Ansatz liegen hier die Möglichkeiten sowohl
zu hohem Aufstieg wie zu Stagnation und Niedergang begründet. Gunst der
Lage im Sinne von Verkehr und Wirtschaft, das Erfassen des richtigen Platzes beim
Ausbau von Burg und religiösem Zentrum, eigene Macht und Ansehen im Verhältnis
zu den Nachbarn sowie Rückhalt an den Mächtigeren waren die Kriterien, die
für die Herausbildung einer Herrschaft den Ausschlag gaben. Daß dem Ansehen einzelner
Familienmitglieder, insbesondere auch hohen Geistlichen, maßgebliche Bedeutung
zukommt, versteht sich hier von selbst. Von daher ist die Feststellung nicht
verwunderlich, daß es gerade in der Besitzlandschaft mächtiger Familien des 9. und
10. Jahrhunderts sowie auf Königsgut (beides bedingt sich ja in vielen Fällen gegenseitig
) zur Ausbildung hochadliger Herrschaften der Salier- und Stauferzeit gekommen
ist. In diesem Sinne hat sich das Bild von der Kontinuität des hochmittelalterlichen
Adels bestätigt.

*

Diese etwas unverbindliche Charakteristik, die allerorten durch das lokale Kolorit
belebt werden müßte, ist hier abzubrechen. Statt dessen sind abschließend drei
Arbeiten zu betrachten, an denen das Gesagte zu exemplifizieren ist. Hans-Josef

M P. Kläui, Hochmitteklterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, 1960 (Mitt. der Ant. Gesellschaft
in Zürich 40/2); H. Jänichen, Die schwäbische Verwandtschaft des Abtes Adelbert von Schaffhausen
, Schaffhauser Beitr. zur vaterl. Geschichte 35 (1958) S. 7 ff.; Ders., Herrschafts- und Territorialverhältnisse
um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert Tl. 1: Die freien
Herren, 1964 (Sehr. z. südwestdeutschen Landeskunde 2); Helmut Maurer, Das Land zwischen
Schwarzwald und Randen im frühen und hohen Mittelalter. Königtum, Adel und Klöster als politisch
wirksame Kräfte, 1965 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 16); Hans-Martin
Maurer, Die hochadligen Herren v. Neuffen und von Sperberseck im 12. Jahrhundert, Z'wTG 25
(1966) S. 59 ff.

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